Roadtrip 2021

Rickenbach ZH - Bamberg -  Braunschweig - Kiel - Kappeln - Pellworm - Tönning - Cuxhaven - Oldenburg - Münster - Königswinter - Speyer - Rickenbach ZH


Ostsee - Nordsee - Rhein!

Nach dem wir im Sommer 2020 wegen Corona auf einen Roadtrip verzichten mussten, sind wir überglücklich, dass wir dieses Jahr endlich wieder ausgedehnt cruisen können. Im Juli/August 2021 sind wir vier Wochen mit unserer Harley in Deutschland unterwegs. Wie schon beim Roadtrip 2019 fahren wir zuerst  an die Ostsee, dann rüber an die Nordsee, dabei knüpfen wir an den letzten Trip an und besuchen Orte, die wir das letzte Mal ausgelassen haben. Weil bereits im Frühling viele Hotels - insbesondere an der Küste - ausgebucht waren, mussten auch wir unsere Etappenziele früh festlegen und die Übernachtungsmöglichkeiten buchen. So führte eins zum anderen, so dass jetzt eine fix geplante Route vor uns liegt.

Auf uns warten idyllische Städte im Landesinnern, grössere und kleinere Hafenstädte, faszinierende Küsten, natürlich der eine oder andere Leuchtturm, wichtige und weniger wichtige Sehenswürdigkeiten und sicher die eine oder andere interessante Begegnung. Vor allem aber haben wir vier Wochen Freiheit vor uns, in denen wir nichts müssen, sondern nur dürfen!

 

Wir freuen uns darauf, komm doch einfach mit - wenn auch nur virtuell!

 


Etappe 1: Rickenbach - Bamberg

Montag, 26.7.2021

Eigentlich dachten wir, dass unser grösstes Problem heute sein wird, ob wir trocken unser Ziel erreichen oder nicht.  Gemäss unserer Wetter-App sollte es am Morgen nicht regnen, deshalb sind wir früh aufgestanden und schließlich um ca. halb 9 Uhr losgefahren. Zwar sahen wir am Horizont immer wieder dunkle Wolken, die ihre Arme bis zum Boden ausstreckten, aber wir konnten die Schweiz verlassen ohne verregnet zu werden. Je weiter wir kamen, desto mehr lockerte sich die Wolkendecke und die Sonne lachte uns entgegen.

Um Land zu gewinnen, haben wir uns für die Route via Autobahn entschieden. Der Verkehr war mässig, einmal haben wir auf Vorschlag des Navi, einen kleinen Stau umfahren und jeweils um die Städte gab es ein etwas grösseres Verkehrsaufkommen. Ausser, dass uns immer mal wieder ein Auto ausgebremst hat, weil es einen LKW überholen wollte, ist nichts aussergewöhnliches passiert - zum Glück! Wir kamen also gut voran.

Beim zweiten Stop, nach gut der halben Strecke, checkten wir das Wetter: von Westen näherte sich eine Gewitterzelle, mit Sturmwarnung und am Zielort war für 16 Uhr ebenfalls ein Gewitter angesagt... Also sahen wir zu, dass wir da weg kamen, wo wir waren und möglichst vor den Regen unser Ziel erreichen. Die Gewitterzelle begleitete uns auf dem weiteren Weg hat hartnäckig und jedesmal, wenn die Strasse in Richtung schwarze Wolke führte, befürchteten wir schon, dass es uns jetzt erwischt. Aber wir hatten Glück und streiften den Regen grade mal für knappe zwei Minuten. Schliesslich führte der Weg endlich weg vom drohenden Gewitter.

So legten wir wie geplant einen Zwischenstop bei Harley Davidson Bamberg ein. Dumm nur, dass der Händler montags geschlossen hat. Pech oder einfach schlechte Vorbereitung . . . Jedenfalls konnten wir kurz vom Bike heruntersteigen, unsere Knochen bewegen und einen Schluck trinken. Dabei sprangen uns ein paar beeindruckende Rostlauben - allesamt Amerikaner - ins Auge, die in einer Garage neben dem Harleyhändler restauriert werden. Solche Sujets kommen einem nicht täglich vor die Linse, also machte ich schnell ein paar  Aufnahmen mit dem Händy. Dann nahmen wir die letzten 15 km in Angriff und erreichten bald unser Ziel im Herzen von Bamberg. Vom Hotel hatten wir ein paar Tage zuvor noch eine E-Mail mit der Adresse der Tiefgarage erhalten. Weil diese doch einige Schritte vom Hotel entfernt ist, wollten wir zuerst zum Check-In und unser Gepäck direkt dort abladen.

Allerdings mussten wir dort erfahren, dass in der Tiefgarage keine Motorräder zugelassen sind und in den öffentlichen Parkhäusern nicht gerne gesehen werden!!! Den Vorschlag, unsere Maschine um die Ecke unter Bäumen an der Strasse zu parken, kam nicht in Frage, weil Gewitter mit Hagel angesagt war. Also machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Unterstand und fanden schliesslich eine Tiefgarage, wo wir reinfahren durften. Allerdings muss man da eine Matte unterlegen, die man ja eben so dabei hat?! Bei uns musste ein Plastiksack reichen.

Dann machten wir uns an den gut einen Kilometer langen Rückweg zum Hotel und das in voller Töffmontur, bei schwülen 26°. Unsere Stimmung war nicht gerade auf einem Höhenflug... wir schwitzten, hatten Durst, waren müde und die Fusssohlen brannten, als wir endlich eine Strassenbeiz erreichten und uns eine Pause gönnten. Bei Bier und Cola beruhigten sich die Gemüter dann allmählich wieder.

Schliesslich kamen wir  zurück zum Hotel und konnten endlich unser Zimmer anschauen. Dieses liegt im Dachstock, mit Schrägen, so dass Mani sich nur in der einen Hälfte aufrecht bewegen kann und ich sehe lediglich Dachgiebel und die Unterkante des Fensters, wenn ich rausschauen möchte. In die Schrägen sind auch die Schränke eingebaut, aber um die nutzen zu können, muss man fast auf die Knie gehen, gut dass wir die nicht brauchen. Eine Gepackablage sucht man vergebens und an der spärlichen Anzahl Kleiderhaken hängen gerade mal zwei Kleiderbügel... auch gut, dass wir nicht verregnet wurden und die Töffklamotten zum Trockenen aufhängen mussten oder kurz gesagt: hier geht Design eindeutig vor Funktionalität.

Für das Nachtessen haben wir in der Nähe des historischen Rathauses im Restaurant Eulenspiegel ein gutes Plätzchen gefunden und ein erstes deftiges Essen genossen. Das war gut, auch wenn die Saucen etwas viel Mondamin erwischt hatten. Mit einem Eis to go,  schlenderten wir noch etwas durch die alten Gassen und genehmigten uns in einem der vielen Brauhäuser noch einen SchIummi, bevor wir müde und erledigt schlafen gingen.

 

Facts

gefahren km: 430 Km

Reisezeit:  05:00 Std.

Wetter: ☁️ 🌤 🌦

🌡26° 


Ruhetag I Bamberg

Dienstag, 27.7.2021

Furioser Start in den Tag: Kurz nach 8 Uhr piepste der Brandmelder, eine Stimme künigte einen Feueralarm an und forderte alle auf, umgehend das Gebäude zu verlassen 😱 Ich weckte Mani, schnappte die Handtasche, beide Händys, das Tablet, die Kamera und ein Cola, dann sind wir halb angezogen, halb im Pijama, raus aus dem Zimmer und mit den anderen Gästen raus auf die Strasse. Kaum draussen, kamen auch schon Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen angerast. Eigentlich habe ich davon ein Video gemacht, war aber offenbar zu aufgeregt, um auf den Auslöser zu drücken. Rauch oder gar Flammen konnten wir keine sehen, was aber natürlich nichts heissen muss...  

Es dauerte etwa eine gute Viertelstunde, bis die Feuerwehr alles abgecheckt hatte und wir schliesslich wieder zurück ins Hotel durften. Was genau los war, haben wir nicht erfahren.

Über den Schreck sind wir dann erstmals zum Frühsück gegangen. Corona bedingt hatten wir ein Zeitfenster von 09.40 - 10.30 Uhr zugeteilt bekommen. Danach machten wir uns dann auf, die Stadt zu erkunden.

In der Stadt der Biere kommt man nicht umhin, das eine oder andere Brauhaus zu besuchen. Auf dem Weg dahin kann man auch gut ein Sightseeing machen und wenn man auch mal den Altstadtkern verlässt, entlang der Regnitz in ein etwas weiter draussen gelegenen Biergarten spaziert, kommt auch die Bewegung nicht zu kurz. Wir haben es so auf satte 13'407 Schritte. So mochte es auch den deftigen Znacht aus,der fränkischen Küche im Restaurant Brudermühle leiden. 

 

Facts

gelaufen: 13'407 Schritte

👍 Bier | 👎 Feueralarm

Wetter: ⛅ 🌡25°


Ruhetag II Bamberg

Mittwoch, 28.7.2021

Heute haben wir einen gemütlichen Tag verbracht:  Bummeln durch ruhige, alte Quartiere bis hin zum imposanten Dom, eine kleine Shoppingtour - meine altgediente & bewährte Touren-Umhängetasche fiel auseinander, dann ein früher Znacht im Restaurant Eulenspiegel.

Zurück im Hotel mussten wir sehen, dass das Zimmer wieder nicht gereinigt war. Wir ersparten uns eine erneute Reklamation, nützt ja eh nichts...

Wir haben dann alles so weit möglich zusammengepackt, die Route ins Navi übertragen und sind dann schlafen gegangen, als der Himmel über Bamberg langsam abdunkelte.

 

Facts

gelaufen: 7'014 Schritte

👍 Gemütlichkeit | 👎 Hotel

Wetter: ⛅ 🌡24°


Etappe 2: Bamberg - Braunschweig

Donnerstag, 29.7.2021

ADAC, Harley-Garage und Warten ohne Ende

 

Nach dem Frühstück sind wir losmarschiert, um die Harley aus der Tiefgarage zu holen, dann zum Hotel zurück, um das Gepäck zu laden und dann sollte die 2. Etappe starten. In der Tiefgarage angekommen erwartete uns aber eine böse Überraschung: das Licht brannte, die Zündung war eingeschaltet!!! Also hat jemand an unserem Bike hantiert, sicher die Alarmanlage ausgelöst... jedenfalls ging nichts mehr! 

Mani kontaktierte dann die Versicherung und diese wiederum  einen deutschen Partner, der uns kontaktiert und danach den ADAC aufgeboten hat. Auf den mussten wir dann etwa 3/4 Std. warten.

Deshalb bin ich wieder zurück zum Hotel, wo wir ja noch auschecken mussten. Das Gepäck konnten wir dort einstellen, so dass ich das wenigstens nicht quer durch die Stadt tragen musste. Wieder zurück bei Mani, warteten wir gemeinsam auf die Pannenhilfe, die inzwischen mitgeteilt hat, dass es etwa Mittag werde.  Nach ca. einer halben Stunde tauchte der Servicetechniker dann kurz vor 12 Uhr auf. Glück im Unglück, der Mann war mal Mech bei Harley und kannte sich bestens aus. Nach einmal boosten ist die Maschine angesprungen - juhui! Der Mech meinte, dass wir erstmals mind. 45 Minuten fahren sollen und vielleicht sogar  mal checken lassen sollten, ob nicht doch etwas anderes (z.B. Lichtmaschine) Strom abzapft. Der Ladestrom der Batterie war lediglich bei 11 Volt ungrad, über 13 sollte sie mindestens haben. Wir hatten vorher schon entschieden, zur Harleyvertretung zu fahren und allenfalls eine neue Batterie zu kaufen.

Während Mani alles mit dem ADAC-Mann regelte, wollte ich die Parkgebühren zahlen. Bei der Einfahrt in diese Tiefgarage wird das Nummernschild abfotografiert und zum Bezahlen, muss man das Kennzeichen eingeben. Natürlich hat das nicht geklappt. Ich habs zweimal probiert, als ein Anwohner meinte, dass wir einfach rausfahren können, wenn das mit dem zahlen nicht funktioniert. Glücklicherweise gab es neben der Schranke genug Platz, um durchfahren zu können. So konnten wir dann ohne weitere Probleme die 15 km zur Harley Bamberg fahren. Dort angekommen schilderten wir das Problem. Wir hatten die Wahl zwischen einem schnellen Check oder dem grossen, der aber 120 Min. dauern würde. Wir entschieden uns für den kleinen Check, schliesslich ist die Harley nach der Ankunft gleich wieder angesprungen.

Wir durften uns dann an die Bar setzen, bekamen Kaffee und Cola und warteten auf den Bescheid. Mitten im Shopping dann der nächste Hammer: beim sogenannten Stator hat irgend eines der Drähtchen einen Kurzschluss. Wir hatten nun die Wahl, auf gut Glück weiter zu fahren, mit der Gefahr, dass wir dann irgendwo in der Pampa liegen bleiben oder das Teil zu ersetzten. Das allerdings dauert 3,5 Std. und kostet 800 Euro ! ! ! In Anbetracht dessen, dass wir heute erst die 2. Etappe fahren wollten, die grosse Reise also eigentlich noch vor uns lag, war schnell klar, dass wir die Reparatur machen müssen. Ich dachte sogar schon an Abbruch, aber wir haben ja bereits alles gebucht und auch teilweise bezahlt. Wir haben noch in Erwägung gezogen, die Reparatur erst in Kiel machen zu lassen, allerdings hätten wir dann unseren Reiseplan auf den Kopf stellen müssen, weil der erst am nächsten Dienstagabend Zeit gehabt hätte und das Ersatzteil hätten wir auch noch mitbringen sollen. Und geblieben wäre ja immer noch das Risiko, stehen zu bleiben! Also gaben wir den Auftrag, den Stator hier auszutauschen und zu warten.

Jetzt hatten wir noch das Problem mit unserem Gepäck. Freundlicherweise hat uns der Mech eine Vorführmaschine angeboten, damit wir in der Zwischenzeit zum Hotel zurück hätten fahren können. Leider hatte es aber Keine  auf die unser Gepäck gepasst hätte. Also doch warten und erst nach der Reparatur abholen. Wie wir da so warteten, hatte Mani die Idee abzuklären, was uns denn ein Taxi kosten würde. Die sehr freundliche Verkäuferin klärte das umgehend ab. Eine Bekannte von ihr fährt Taxi und würde uns für ca. 60 Euro hin und zurückfahren. Das war fast der Betrag, den wir bei der Tiefgarage gespart hatten, also machten wir das. Auch die Taxichauffeuse war sehr freundlich und wir haben uns gut unterhalten... über unseren Tag, über ihre Spezialfahrten in die Schweiz und über dies und das. Beinahe im Handumdrehen erreichten wir das Hotel, lösten unser Gepäck aus und fuhren wieder zum Händler zurück. Gekostet hat das Ganze dann 55 Euro.

Jetzt hiess es definitiv warten, warten, warten. Es waren alle sehr gastfreundlich, fragten, ob wir noch etwas trinken möchten, ob sie uns Polster für die Sessel auf der Terrasse bringen sollen... 

 

16:45 Uhr, soeben haben wir aus der Werkstatt unsere Harley gehört... hoffentlich können wir nun endlich die 2. Etappe in Angriff nehmen!

17:00 Uhr, sind noch immer am Warten... 

17:40 Uhr, endlich können wir fahren. Es liegen noch 390 km vor uns. 

21:45 Uhr, Ankunft Hotel in Braunschweig, Check-In, Nachtessen 

Fazit: müde vom vielen warten,  erledigt vom langen Tag & der späten, langen Fahrt, erschlagen von den Ereignissen!

 

Facts

gefahren km: 390 Km

Schritte: 11'011

Reisezeit:  10:00 Std.

Wetter: 🌤🌡24°


Etappe 3: Braunschweig - Kiel

Freitag, 30.7.2021

Nach einer kurzen, teils schlaflosen Nacht und einem kleinen Frühstück, sind wir kurz vor 10 Uhr losgefahren. Trotz viel Verkehr kamen wir gut voran. Mani brauchte dafür aber seine ganze Konzentration. Für mich hingegen war die Fahrt eher langweilig. Stundenlang fuhren wir in einem grünen Kanal aus Wäldern & Büschen, selten unterbrochen von lichten Passagen mit Weitblick, Industrie oder Raststätten. Um mich zu unterhalten, habe ich das Nummernschild- Vervollständigen-Spiel gespielt. Das geht so: Aus den Buchstaben muss ein vollständiges Wort oder ein Name gebildet werden. Dabei muss der erste Buchstabe zwingend am Anfang des neuen Begriffs stehen, die restlichen Buchstaben müssen ebenfalls alle verwendet werden, wobei sie beliebig getauscht werden können. Es dürfen beliebig Buchstaben ergänzt werden. Der Ort, für den das Kennzeichen steht, darf allerdings nicht verwendet werden. Das Ganze immer möglichst schnell, bevor ein nächstes Auto überholt wird bzw. uns überholt.

Beispiele:

STD • SD 0000 = Stundensaldo

KI • SH 0000 = Kirsch 

OL • X 0000 = Orientierungslauf Alexanderplatz 

HOL • AR 0000 = Holzarbeiten 

HH • QQ 0000 = Hochhaus im Quellen-Quartier 

 

So hielt ich mich wach, vertrieb die Langeweile und machte gleich auch noch Gehirnjogging 😉 

Ein Highlight war für mich deshalb der Tankstop in der Nähe von Soltau, wo wir bei einem Autohof ein American Diner entdeckten. Das ist wirklich toll eingerichtet und die Mädels im Service trugen sogar passende Petticoats - alles recht stilecht. Hier hätten wir gut verweilen können, aber 2/3 der Strecke lagen schliesslich noch vor uns. 

Je näher wir Hamburg kamen, desto stärker wurde der Verkehr. Zudem gab es immer wieder Baustellen, wo der Verkehr ins stocken geriet. Gegen Mittag erreichten wir dann den Harley Davidson Händler Hamburg Nord. Dieses Mal ging es aber nur um ein Souvenir-Shopping 😉. 

Wieder aus Hamburg herauszukommen, war dann relativ mühsam. Obwohl wir uns nur in einem Randbezirk befanden, waren die Strassen dermassen verstopft, dass uns das Navi eine alternative Route vorgeschlagen hat. Diese sollte uns 18 Minuten ersparen. Allerdings hatte es auf diesem Weg unzählige Ampeln, die so schlecht abgestimmt waren, dass wir immer wieder bei Rot warten mussten und obwohl es nur etwas über 20° war, kamen wir doch ins Schwitzen. Schliesslich passierten wir den Flughafen und hatten endlich wieder freie Fahrt. Noch ca. 1,5 Std. Fahrzeit lagen vor uns und damit einige Baustellen mit stockendem Verkehr und der Verlust des GPS-Signals beim Navi, weil wir wegen einer Baustelle auf der Gegenfahrbahn fahren mussten. 

Kurz nach 16 Uhr erreichten wir unser Hotel in Kiel und konnten ein sehr schönes Zimmer beziehen. Aber... im Parkhaus, das vom Hotel empfohlen wird und auch gleich um die Ecke liegt, hatte es keinen Platz mehr. Es wurde uns empfohlen, die Harley bei den Fahrradständern in der Fussgängerzone abzustellen, aber das wollten wir nicht, wegen der Unachtsamkeit der Passanten und Fahrradfahrer, aber auch wegen der Möwen, die darauf Platz nehmen könnten und vielleicht sogar etwas hässliches hinterlassen würden. Wir machten uns also wieder einmal auf die Suche. Dabei fuhren wir auch am Förde-Parkhaus vorbei, welches gemäss Hotel ausgebucht sei. Ich konnte jedoch noch das leuchtend grüne "Frei" erkennen, bevor wir abbiegen mussten, zu spät, um noch reinfahren zu kommen. Wir hatten uns das Bahnhofsparking ausgesucht, allerdings prangte dort über der Einfahrt gross und fett, ein Fahverbot für Motorräder. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass uns das ärgerte, aber was wollten wir machen... wir sind dann nochmals um den Block gefahren, zurück zum Förde-Parkhaus, konnten dort problemlos reinfahren und fanden sogar eine kleine Box, wo die Harley gut geschützt stehen konnte -  hoffentlich! Mani jedenfalls war zuversichtlich. 

Den restlichen Tag schlenderten wir in der Nähe des Hotels durch die Stadt und gewannen so einen ersten Eindruck unseres dritten Etappenziels. Für das Nachtessen mussten wir dann feststellen, dass man nicht so spontan einfach irgendwo reinspazieren konnte. Einerseits war es recht kühl, so dass die Aussenplätze wegfielen, andererseits sind da die Corona bedingten Vorschriften, die immer mal wieder etwas anders ausgelegt werden. Bei den meisten genügt die Registrierung mit der Luca-App andere verlangen den Test/ Impfnachweis und obendrein eine Tischreservation. In einem Steakhouse war die Empfangsdame sogar so schnippisch und sagte, dass wir zwar draussen sitzen können, aber wenn es dann regnet, draussen kein Service mehr gemacht werde. Man wolle nicht, dass sich das Personal erkältet und Reservationen für der Abend nehme sie eh keine mehr an!?! Bei so viel Gastfreundschaft zog es uns schnell weiter. Im Rathausteller beim alten Rathaus bekamen wir ganz unkompliziert einen Tisch, freundlichen Service und gutes Essen - geht doch!

 

Facts

gefahren km: 320 Km

Reisezeit:  06:00 Std.

Wetter: 🌤 🌡17 - 22° 

...


Ruhetag I Kiel

Samstag, 31.7.2021

...

Endlich Ferien! Zumindest kommt es uns nach den ersten Tagen mit der grossen Aufregung und dem langen & anstrengenden Autobahn-Etappen so vor, als beginnen die Ferien erst jetzt. 

 

Nachdem wir ausgiebig ausgeschlafen hatten, gingen wir zuerst auf ein kleines Frühstück zum Café um die Ecke.  Danach schlenderten wir entlang den Kai's wo grosse Fähren angelegt hatten. Vorbei an Container-Terminals erreichten wir den Ostseekai. Dort stand mächtig in den Himmel ragend, die AidaPrima und weiter hinten, am anderer Ufer konnten wir die MSC Seaview sehen. Obwohl wir schon zwei Kreuzfahrten mit etwa gleich grossen oder gar grösseren Pötten gemacht haben, beeindruckte uns das Schiff, das gerade neue Passagiere für die Reise aufnahm. 

 

Wir gingen noch weiter der Kieler Förde entlang, bis zum Aquarium, wo zu unserer Überraschung ein paar Seehunde ihre Runden in einem Aussenbecken zogen. Bevor wir weiter Richtung Altstadt gingen, genehmigten wir uns bei einem Kaffeemobil einen Cappucino bzw. einen Fruchtaft to go und machten einen Videoanruf mit Eny & Marcel, die liebenswerterweise ein paar Tage bei uns Zuhause verbringen, um unseren Schätztlichätzlis Gesellschaft zu leisten und allen dreien extra Schmuseeinheiten zu geben. Zwar geht Andrea, unsere Catsitterin, täglich vorbei, kümmert sich aber im Wesentlichen um die Grundbedürfnisse wie Fressen, Klo und kurzes streicheIn, für die, die dann da sind. Auch Ruth, eine liebe Freundin, geht ab und zu für einen Extraschmus vorbei. Ich hatte einfach das Gefühl, dass unsere Samtpfoten zu kurz kommen könnten, Sunny wieder tagelang verschwindet, weil menschlicher Kontakt fehlt.  Darum sind wir sehr froh, dass Eny & Marcel zweimal ein paar Tage bei den Büsis verbringen. Sorry, jetzt bin ich etwas abgeschweift,  aber das musste doch auch mal gesagt werden. 

 

Zurück zum Sightseeing. So viel gibt es eigentlich nicht. Die Atstadt ist auch nicht besonders schön. Mehrheitlich neuzeitliche Gebäude, aber ohne architektonisch sehenswert zu sein. Historische Gebäude sieht man kaum. Dabei wäre der Norddeutsche Stil mit den roten Backsteinen doch attraktiv. Dafür gibt es aber für Shoppingfreudige wohl alles, was das Herz begehrt. So fanden auch wir schnell den fehlenden Adapter (Kamera → Handy) und einen Organizer für meine Tasche. Danach setzten wir uns unter Linden in einen Biergarten, beobachteten das bunte Treiben, planten die nächsten Tage und genossen einfach das Nichtsmüssen. 

Für das Nachtessen hatten wir bei Toni's einen Tisch reserviert und konnten da endlich wieder einmal Pasta geniessen. Naturlich durfte zum Abschluss ein Limoncello nicht fehlen 😊

 

Facts

gelaufen: 14'479 Schritte

👍 Seehunde | 👎 Sehenswürdigkeiten

Wetter: 🌦 🌡19°


Ruhetag II Kiel

Sonntag, 1.8..2021

Wir starteten der Tag mit einem Frühstück im La Luna. Bestellt haben wir einen Cappuccino, eine heisse weisse Schoggi und zwei Croissants, erhalten haben wir dann zusätzlich Butter und zwei Mini-Cornets gefüllt mit Glace. Für das alles bezahlten wir gerade mal knapp 10 Euro!

 

Auch wenn der Himmel einmal mehr in sattem Grau daherkam und es wieder einmal nieselte, wollten wir doch die grosse Hafenrundfahrt machen. Noch hatten wir etwas Zeit und wärmten uns in einem Café auf. Es fiel gerade wieder leichter Regen und die steife Brise war doch recht frisch. 

 

Um Ein Uhr gings es dann los und sogar die Sonne liess sich dafür wieder blicken. Der Kapitän sah aus,  wie man sich einen Seebären vorstellt: grauer Wuschelbart, zerzauste Haare unter der Mütze und ein wenig beleibt. Er erzählte interessante Fakten zu den Schiffen und schmückte diese humorvoll mit eigenen Ansichten und Geschichten aus. Es war sehr kurzweilig und es gab viel zu sehen. Allen voran natürlich viele unterschiedliche Schiffe, Werften, schöne Küstenlandschaften, Strände, Ortschaften, Marinestützpunkt, Leuchttürme... 

 

Geärgert haben wir uns lediglich über einen anderen Passagier, der mir stetig den Platz an der Reeling streitig machte. Erst als Mani sich zu mir stellte und etwas von wegen Abstand halten sagte,  rückte er weiter weg. Happy machte mich dagegen, dass wir recht nah am Leuchtturm Holtenau vorbeifuhren und auch in Sichtnähe kurz anlegten. So hatte ich eine gute Gelegenheit, um Fotos zu machen und zudem konnten wir diesen Leuchtturm aus der morgigen Etappe streichen. 

 

Zurück am Hafen, setzten wir uns noch für eine Weile in ein Strassencafe und genossen die Sonne. Schliesslich mussten wir zurück ins Hotel, um unsere sieben Sachen zusammenzupacken und die definitive Route für den nächsten Tag zu planen. Für das Abendessen hatten wir an Vortag bereits einen Tisch im "Das Wirtshaus" reserviert, wo es in bayrischer Atmosphäre einmal mehr einen deftigen Znacht gab. 

 

Facts

gelaufen: 6'181 Schritte

👍 Leuchtturm | 👎 Drängler

Wetter: 🌦 🌡19°


Etappe 4: Kiel - Kappeln

Montag, 2.8.2021

Heute ist eine kurze Etappe mit Fotostopp beim Leuchtturm Bülk und nach Ankunft in Kappeln, eine Fahrt mit dem Raddampfer "Schlei Princess" zum Leuchtturm Schleimünde, geplant. 

 

Das Frühstück, das ich im Cafe um die Ecke "to go" geholt habe, assen wir der Einfachheit halber gleich im Zimmer. So konnten wir zügig fertig machen, den Töff holen, auschecken, laden und losfahren. Gut angedacht, aber beim Beladen gab es leider einen Platzregen und wir mussten uns etwa zehn Minuten unterstellen. Dann konnten wir starten. Mit jedem Kilometer den wir zurücklegten, klarte es mehr auf, so dass wir wieder bei Sonnenschein und weissen Wolken fahren konnten.

 

Schon nach einer knappen halben Stunde erreichten wir den Leuchtturm Bülk, mein erster weiss-grüner Leuchtturm 😊. Natürlich machte ich ein kleines Fotoshooting und freute mich, dass ich trotz Zaun - der Turm ist noch in Betrieb - ein paar gute Aufnahmen hinbekam.

 

Die Fahrt führte uns weiter der Ostseeküste entlang. Endlich gab es etwas zu sehen. Weite, wenn auch erstaunlicherweise hügelige Landschaften, Weiden mit Kühen oder Pferden, teils idyllische Höfe, Meer, einen kurzen Eindruck von Eckernförde... Wegen Baustellen mussten wir zwei-, dreimal stehen, aber nie sehr lange. 

 

Kurz vor Ein Uhr erreichten wir - die letzten Meter über Kopfsteinpflaster - unser Hotel, konnten die Harley parkieren, unser Gepäck deponieren und uns für den Schiffsausflug umziehen. Wir hatten genügend Zeit durch das kleine Städtchen Richtung Hafen an der Schlei zu schlendern und uns die Auslagen anzusehen. All die schönen Sachen und ich habe keinen Platz...

 

Am Hafen meldeten wir uns am Tickethäuschen der Reederei und bekamen unsere vorab reservierten Karten für die Rundfahrt mit der "Schlei Princess". Diese führt bis zur Schleimündung, wo ein sehr hübscher Leuchtturm steht.  Die Fahrt dahin ging vorbei an einer schönen Uferlandschaft und ab und zu sah man wunderschöne, Reetdach-Anwesen und natürlich den einen oder anderen Wasservogel. 

 

Nach einem Zwischenhalt in Maasholm kam dann am Horizont der Leuchtturm in Sicht und daneben ragten wie Fatamorganas Baumgruppen scheinbar aus dem Wasser. Die Ankunft beim Leuchtturm konnte ich fast ganz alleine vom Bug aus verfolgen und fotografieren. Interessanterweise war es da vorne angenehm warm.

 

Bei Ankunft begab ich mich zum Ausgang. Mani ist auf dem Dampfer geblieben, weil das Boot ja nur für eine halbe Stunde angelegte und hat auf Tasche, Rucksack und auf unseren Fensterplatz aufgepasst. Ich war glücklich, dass ich als erste vom Schiff runterkam und beeilte mich, damit ich den Leuchtturm noch ohne Personen fotografieren konnte. Allerdings ist unmittelbar vor mir ein Paar aus seinem Schlauchboot gestiegen und wir lieferten uns dann beinahe ein "Rennen". Als sie mich das zweite Mal überholen wollten schlug ich vor, dass wir doch jeweils gemeinsam stehen bleiben sollten, so dass wir alle freie Sicht hätten. Sie fanden das eine gute Idee. Schliesslich konnten wir ein paar Bilder aufnehmen, uns sogar gegenseitig mit dem Leuchtturm ablichten, bevor die grosse Meute nachgerückt ist. Höchst zufrieden, dass mein Plan funktioniert hat und über die guten Bilder, schlenderte ich wieder zurück zum Schiff und zu meinem Schatz. 

 

Wieder zurück an Land, mussten wir wieder den Hügel hoch und erstmals fertig einchecken. Die Dame an der Rezeption war wesentlich freundlicher,  als der Herr bei der Ankunft und sie wunderte sich, dass er uns einen der Kiesparkplätze zugewiesen hat und nicht den befestigten Platz direkt neben dem Haus... jä nu, die Harley stand gut.

 

Nach Zimmerbezug und frisch machen, gings wieder runter an den Hafen, wo wir ein Restaurant ums andere auf der Suche nach einem freien Tisch abklapperten. Es war kurz nach 19 Uhr. Bei einer halb leeren Terasse hiess es, dass sie keine Kapazität mehr hätten?!? Andernorts standen bereits zu viele Leute an,  wiederum andere hatten gar nicht offen und bei einigen war angeschrieben, dass sie bereits um 20 Uhr schliessen. Hallo, das ist ja noch übler als damals in Koblenz (D ), wo sie um 22 Uhr die Trottoirs hochklappen...

 

Schliesslich wurden wir aber doch noch fündig und hätten sogar bis um Neun bleiben können.  Das Essen war OK, wir waren einfach froh, dass wir unseren Hunger stillen konnten. 

 

Facts

gefahren km: 60 Km

Reisezeit:  02:00 Std.

gelaufen: 9'980 Schritte

👍Leuchttürme |👎Restaurants

Wetter: 🌤 🌡19°


Etappe 5: Kappeln - Insel Pellworm

Dienstag, 3.8..2021

Die Fahrt von Kappeln nach Nordstrand war eine ruhige Fahrt und führte uns gemächlich über Landstrassen, vorbei an Weiden mit Schafen, Kühen und Pferden. Einmal ist knapp vor uns ein Reh über die Strasse gerannt... später sah ich gleich zwei, unweit vom Strassenrand äsen. 

 

Wir kamen so gut voran, dass wir viel zu früh am Fähranleger ankamen, so das wir nach dem Ticketkauf noch zwei Stunden warten mussten. Es war allerdings trotzdem kurzweilig. Auf einem Holzpodest einer Bautafel, konnten wir Helme und Jacken deponieren und hatten noch genügend Platz zum Hinsetzen und konnten von da das Treiben am Hafen beobachten. Für Mani gab es zudem eine Baustelle zu beobachten und ich konnte hinter dem Deich mein erstes Nordesee-Fotoshooting machen. Man sieht vor hier aus sogar Pellworm und auch die Halligen Süderooge im Süden sowie weitere, von Windrädern fast verdeckte, Inseln und Halligen im Norden. 

 

Die Fähre konnten wir beinahe beim Auslaufen auf Pellworm beobachten, bis sie aber die Fahrt durch die Fahrrinne hinter sich hat und in Nordstrand anlegt, dauert es eine gute halbe Stunde.

 

Nachdem Gewusel beim Beladen, genossen wir eine gemächliche Überfahrt bei Ebbe. Mani blieb sicherheitshalber beim Motorrad, ich begab mich ufs Zwischendeck, um überhaupt etwas sehen zu können. Und das hat sich gelohnt. Wir fuhren an langen Sandbänken vorbei, wo sich die unterschiedlichsten Wasservögel an den freigelegten "Büffet" bedienten. Plötzlich winkte mir Mani, deutete mit den Händen einen runden Bauch an und dann auf die Sandbank weiter vorne: Da lagen tatsächlich drei Seehunde gemütlich auf dem Rücken und streckten ihre weissen, runden Bäuche in die Sonne! Leider einmal mehr zu weit entfernt, um ohne Tele anständige Fotos machen zu können, also habe ich das Bild einfach in meinem Kopf gespeichert 😊 

 

Nach der Ankunft hatten wir noch 10 Min. Fahrt dem Deich entlang und erreichten dann das idyllisch im Grünen liegende Hotel Landhaus Leuchtfeuer. Und tatsächlich steht der mächtige Leuchtturm quasi im Garten - einfach nur Wow!

 

Wir wurden sehr freundlich empfangen und Frau Lorenzen gab sich grosse Mühe, einen geeigneten Parkplatz vorzuschlagen, zeigte uns alle öffentlichen Räume und den Kühlschrank mit Getränken, wo wir uns selber bedienen konnten. Auch das Zimmer war sehr hübsch, eigentlich schon eine Suite, mit separatem Wohnzimmer und Blick auf den Leuchtturm, wenn auch durch drei Bäume verdeckt. 

 

Als erstes gingen wir dann auf den Deich, von wo wir einen fantastischen Rundblick hatten, Deichperlen - so werden die Schafe hier genannt - und auch Badegäste beobachten konnten. Danach gingen wir ins Lighthouse Inn, einer "Strandbude", die für ihre Currywurst bekannt war. Weil das nächste Restaurant zu Fuss rund 45 Min. entfernt lag, hatten wir schon im Vorfeld entschieden, unser Nachtessen die nächsten zwei Tage hier einzunehmen. Guter Plan, aber wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder vielmehr die vielen Touristen. Als wir nämlich um 18 Uhr unser Essen bestellen wollten - wohlgemerkt anderthalb Stunden, bevor die Küche schliesst  - hiess es, sie seien total ausverkauft!!! Ausser ein paar Blätter grünen Salat, gab es nichts mehr und der einzige Imbiss in kurzer Gehdistanz (20 Min.) hat Ruhetag. Alle weiteren Restaurants waren wie gesagt, viel weiter weg. Der blöde Spruch von der Schankfrau, ihr Fahrrad könne sie mir auch nicht geben, sonst komme sie nicht mehr nach Hause, hätte sie sich sparen können. Wir waren am A... der Welt! Sie gaben uns dann die Nummer des Inseltaxis, wo wir viermal versucht haben anzurufen, ebenso viele Male wurden wir aus der Leitung gekickt.

 

Wir fanden uns also damit ab, dass es ohne Znacht ins Bett geht. Wir hatten noch ein Twix und ein paar Appenzeller Minibiberli, das musste wohl oder übel reichen 😏

 

Wir setzen uns in den Garten und ich ging uns noch etwa zum Trinken holen. Neben dem Getränkekühlschrank fand ich noch ein Körbchen mit zwei Chipstüten und nahm eine davon mit. 

 

Dann entdeckte ich eine Frau  die gerade die Tische für den Zmorgen eindeckte. Ich habe sie dann einfach gefragt, ob es allenfalls und ausnahmsweise etwas zu Esesn gäbe. Anfänglich meinte sie, dass sie uns ein bisschen Wurst und Käse und ein paar Tomätchen geben könne. Als ich ihr dann aber unsere Situation geschildert habe, sagte sie, ich soll in einer Viertelstunde nochmals kommen, sie werde sehen, was sich finden lässt.

 

Als sie uns dann hineinrief erwartete uns ein sehr liebevoll parat gemachter Tisch, sogar mit Kerzen und es gab verschiedenen Käse, Wurst, Rohschinken, Tomaten, Butter und vier ofenwarme Brötchen und das alles für lau... wir sollen doch einfach etwas in die Trinkgeldkasse geben.

 

Wir waren sehrglücklich und dankbar, dass wir nicht mit knurrendem Magen zu Bett mussten und genossen das wohl beste Abendessen auf Pellworm!

 

Chapeaux, das ist Gastfreundschaft!

 

Facts

gefahren km: 128 Km inkl. Fähre

gelaufen: 6'278 Schritte

Reisezeit:  06:00 Std.

Wetter: 🌤🌡18° 


Ruhetag Pellworm

Mittwoch, 4.8.2021

Heute hatten wir die Wahl: einen Strandkorb mieten und auf der faulen Haut liegen oder zu Fuss die Umgebung erkunden.

 

Überraschung, Überraschung, wir entschieden uns für die Erkundungstour! So genossen wir den Täppel dem Deich entlang, dann Inseleinwärts zu einem Imbiss-Café mit Minigolf, weiter durch das verschlafene, aber idyllische Westertilli und zurück zum Leuchtturm. Im Lighthouse Inn genehmigten wir uns eine Stärkung und überlegten, wann wir wohl heute unser Essen bestellen sollten. Nicht, dass es uns nochmals so ergeht wie am Vortag. Kurz nach Vier Uhr haben wir es nicht mehr ausgehalten und bestellt. Die im Netz viel gerühmte Currywurst war gut, mehr aber auch nicht. 

 

Gegen Sechs Uhr sind wir dann zurück ins Hotel, wo wir noch ein letztes mal den Garten mit Blick auf den Leuchtturm genossen. Dann mussten wir auch schon wieder unsere Sieben Sachen zusammenpacken.

 

Facts

gelaufen: 14'320 Schritte

👍 Gemütlichkeit | 👎 Blasen an den Fersen

Wetter: 🌤 🌡18°


Etappe 6: Insel Pellworm - Tönning

Donnerstag, 5.8.2021

Heute mussten wir mal wieder früh raus, damit wir die Fähre um 09.45 Uhr erwischen. Obwohl kilometermässig eine kurze Etappe vor uns lag, war sie zeitlich nicht wirklich abzuschätzen und richtete sich nach der Wartezeit an der Fähre... Am Fähranleger angekommen, waren wir etwa das vierte Fahrzeug. Das hat uns allerdings nichts genützt. Der Einweiser schickte uns erstmals auf die Seite in Warteposition. Wir sollen zum Schluss drauf, wenn es dann noch Platz hat... Ja super, falls nicht heisst das vier Stunden warten! Als dann nur noch zwei Fahrzeuge warteten, startete Mani den Motor, einfach auch um mal anzutönen, dass wir auch noch da sind. Der Einweiser winkte dann ab und rief "Ik nehm di mal mit, wenn dat noch Platz hett!" Also nochmals abstellen und warten. Dann endlich durften auch wir auf die Fähre - zum Glück - und mussten die Harley in eine kleine Nische zwischen kreuz- und querstehenden Autos parkieren. Mani war noch ganz aufgeregt, weil er befürchtet hatte,  dass wir auf die nächste Fähre warten mussten. Der Kaffee, den ich ihm geholt habe, hat ihn dann wieder runtergeholt... das war nur Wasser mit etwas Kaffeepulver. 

 

Kurz vor Husum begann es zu regnen. Wir steuerten eine Tankstelle an, ohne dass wir viel in den Tank brachten, uns dafür aber etwas unterstellen konnten. Es hörte glücklicherweise bald wieder auf und wir konnten weiterfahren. Nach nur zehnminütiger Fahrt erreichten wir den Hafen von Husum, wo wir einen Zwischenstopp einlegten. Als wir anhielten, wies uns ein Einheimischer darauf hin, dass da aufgeschrieben werde und wir besser auf den Motorradparkplatz am Ende der Strasse parkieren sollen. Husum hätte uns auch gefallen. Dem Hafen entlang reiht sich Beiz an Beiz und Laden am Laden und es gibt eine hübsche Altstadt. 

 

Um 12.30 Uhr Hotel erreichten wir unsere Zieladresse, zumindest gemäss Navi. Sehen konnten  wir jedenfalls nichts, weder die Hausnummer, noch ein Schild mit dem Hotel-Namen. Ich bin dann abgestiegen und konnte zwei Häuser weiter die Nummer sehen und dann gleich dahinter die Einfahrt. Die Schilder an den zwei Häusern sind vermutlich nicht grösser als A3, von der Strasse aus leider wirklich kaum zu sehen. Das Ganze ist eh unkompliziert, es gibt keine Rezeption. Die Zimmer-Nr. wurde uns über die Booking-App mitgeteilt, der Schlüssel steckt und man kann einfach das Zimme beziehen, wie uns eine Reinigungskraft mitteilte, die zufällig gerade vor Ort war. Auf dem Zimmer gab es dann weitere Infos in schriftlicher Form. So gibt es während des Aufenthaltes keine Zimmerreinigung, dafür

 

Putzmittel und Wischer, einen Kühlschrank für eigene Getränk in einem Seminarraum konnten wir nutzen und für Notfälle jann nan sich im benachbarten Fitnesscenter melden oder sich per Telefon melden. Alles ein bisschen gschpässig mit einer grossen Portion Esotherik. Aber das Zimmer war gut und die Lage des Hotels auch. 

 

Wir unternahmen einen Spaziergang zum alten Hafen. Dort gibt es ein paar Beizen und ich bekam mein erstes Fischbrötchen, wenn auch mit Räucherlachs, weil anderen Fisch mag ich nicht wirklich 😉 Während im Süden der Himmel in kitschigem Blau strahlte, braute sich im Westen eine Weltuntergangsstimmung auf. Wir führten unseren Spaziergang trotzdem fort und fanden am Ende des Hafens die  "Alte Werft", die zu einer gmögigen Kneipe umfuntioniert worden ist. Ich habe mich gerade in einen der Strandkörbe gesetzt, Mani besorgte derweil Getränke, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Wir setzten uns dann in die Halle und konnten von da aus das Gewitter prima beobachten. Während wir es uns gut gehen liessen, suchten wir im Netzt nach einem Restaurant für das Nachtessen. Mani konnte schliesslich einen Tisch im Restaurant "Roter Hahn" reservieren, wohin wir uns eine gute Stunde später begaben. Das Essen - Rumpsteak mit grünen Bohnen und Bratkartoffeln bzw. Burger vom Gallowayrind - war sehr gut. 

Zurück im Hotel machten wir noch einen Videochat mit Eny & Marcel, um dem Geburikind noch direkt ein Ständchen zu bringen. Wir haben lange "geschnackt" und sogar Shady hat noch gross in die Kamera geguckt. Blöd war nur, dass die Videofonie über das Hotel Wlan nicht ging und Manis Datenguthaben massiv gesunken ist 😬

 

Facts

gefahren km: 62 Km

Reisezeit:  03:30 Std.

Wetter: 🌧 🌡16° 


Ruhetag I Tönning

Freitag, 6.8.2021

Bereits um Neun Uhr mussten wir zum Frühstück. Wirklich gelohnt hat sich das allerdings nicht. Zwar gab es alles, was man so braucht, aber der Kaffee sah aus wie zu lange gezogener Schwarztee und schmeckte offenbar auch eher wie Brackwasser. 

 

Gegen 10 Uhr machten wir uns dann auf Richtung Bahnhof, den wir auch zügig erreichten... Wir waren überrascht, dass es tatsächlich ein bedienter Bahnhof ist und wir die Tickets nach St. Peter-Ording wie früher am Schalter kaufen konnten. In seiner ruppig freundlichen Art erklärte uns der Bahnhofsvorstand, dass der Zug aber erst um 11:01 Uhr fahre und von SPO retour immer um 33 nach.  Als ich dann fragte in welche Richtung der Zug abfährt, meinte er nur: "Gode Fro, hier föhrt de Tog bloot in en Richtung, dat is en Sackbahnhoff". Okeee, das ist mir dann auf dem Perron stehend auch aufgefallen 🤭

 

Die halbstündige Fahrt durch die flache Landschaft mit weidenden Deichperlen, Kühen und Pferden war kurzweilig. Sogar ein Reh, Wildgänse und einen Storch konnten wir entdecken. In Bad SPO angekommen legten wir den einen Kilometer zur Seebrücke locker zurück. Als wir zu den ersten Häusern kamen fühlte es sich ein bisschen an, wie nach Hause kommen. Obwohl wir jetzt erst das zweite Mal hier sind, scheint es doch ein Herzensort für uns zu sein. 

 

Zuerst kehrten wir im Gosch am Anfang der Seebrücke ein und sogen die Aussicht auf die Salzwiesen, die Dünen und den entfernten Strand in uns auf. Das Personal war hypernervös und sammelte geschäftig alles Bewegliche ein. Es soll ein heftiges Gewitter geben um Zwei Uhr. Wir schauten in den blauen Himmel und meinten nur, dass es ja noch über zwei Stunden sei bis dahin. Wir werweisten, ob wir auch noch an den Strand rausgehen sollten, zu gerne hätte ich nochmals Fotos gemacht, aber die Wolken am südlichen Horizont kamen immer näher und wurden immer dunkler. Bei einem Gewitter da draussen zu stehen, wollten wir nicht riskieren und eben, wir waren ja auch schon mal dort. 

 

Also gingen wir gemütlich durch das Städtchen, wo wir uns im Restaurant "Die Insel" einen Strandkorb unter ausgezogener Sonnenstore ergattern konnten und gemütlich eingekuschelt einen kleinen Snack genossen. Dann zog plötzlich kräftiger Wind auf, das erste Donnergrollen war zu hören und schon begann es zu regnen. Zuerst nicht stark und das Personal servierte fröhlich weiter, kurbelte einfach die Sonnenstoren noch ganz hinaus und verstellte den Neigungswinkel, so dass das Wasser auf die Strase ablaufen konnte. Aber dann, Knall auf Fall prasselte so viel Regen auf einmal herunter, dass das Wasser in Sturzbächen von der Sonnenstore herunterfloss und dort wo es nicht konnte, innert Sekunden tiefe Säcke bildete. Auch kleine Hagelkörner prasselten jetzt herunter. Wir wähnten uns im Strandkorb sicher, aber das Personal ist dann doch in die Sätze gekommen und hat alle hinein geschickt. Drinnen war allerdings schon alles voll und ein gestresster Kellner hat uns wieder hinausgesheucht. Wieder auf der Terrasse stellten wir uns unter die Sonnenstore bei "unserem" Strandkorb und mussten dann erleben, dass das Personal nun auch noch die letzten zwei Meter der Store einzog, so dass alle wartenden Gäste im Regen stehen blieben. Das erste Mal in meinem Leben habe ich ernsthaft über Zechprellerei nachgedacht! Aber dank Luca-App haben die leider unsere Daten 😏 Also ging Mani nochmals rein zum Zahlen und wurde dann noch blöde angeblafft, weil er mit Karte zahlen wollte! Das obwohl überall um kontaktloses Zahlen gebeten wird. Schade, dass auf so entspannte und schöne Stunden immer wieder ein negatives Erlebnis folgt... 

 

Das mussten wir dringendst ändern und gingen zum Italiener um die Ecke, wo wir freundlich begrüsst wurden, freie Platzwahl hatten und auch sofort bedient wurden. Wir überlegten kurz, ob wir gleich hier essen sollten, aber es war nach dem vorherigen Zvieri definitiv noch zu früh. Also reservierten wir einen Tisch im italienischen Restaurant in Tönning. 

 

Plötzlich mussten wir uns beeilen, damit wir den Zug zurück noch erwischen. Angekommen am Bahnhof, absolut rechtzeitig, mussten wir dann aber doch auf den Zug warten, der 10 Minuten Verspätung hatte. Als er dann kam und auf die zweite Haltestelle zufuhr, verkündete die Durchsage, dass wir uns im Zug nach Husum befanden. Was! Mist, wir müssen doch nach Tönning... falscher Zug, was jetzt... kleine Panik und keine Ahnung, was wir machen sollten! Ich fragte dann eine Passagierin, ob sie ortskundig sei und ob es etwas bringt, wenn wir an der nächsten Haltestelle aussteigen. Sie beruhigte uns und meinte, dass dieser Zug über Tönning nach Husum fahre, also alles gut sei... ufff! 

 

Das Abendessen im "Mamma mia" war sehr lecker, endlich wieder einmal Pasta und Salat ohne gezuckertes Dressing. Leider gabs aber auch hier einen Wermutstropfen: als Mani einen Limoncello für mich bestellen wollte, schaute uns der Kellner fragend an und fragte, was das sei!?! Auch Amaretto kannte er nicht. Italienisches Ristorante... hallo?

 

Wir zahlten dann das Essen und gingen zur Eisdiele ein paar Häuser weiter. Wenn schon kein Likörchen, dann wenigstens ein Gelato. Nebst super leckerem Glacé erhielt Mani dort auch noch einen richtigen italienischen Espresso. Der war so gut, dass er gleich noch einen zweiten holte und mit diesem auch gleich noch einen Amaretto! Geht doch!

 

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gelaufen: 8'524 Schritte

👍 SPO | 👎 Gastronomie

Wetter: 🌤 ⛈ 🌡24°


Ruhetag II Tönning

Samstag, 7.8.2021

Heute verbrachten wir einen sehr gemächlichen Tag. Mani liess das Frühstück mit dem üblen Kaffee ausfallen und schlief einmal ausgiebig aus. Ich bin dagegen bereits nach sechs Uhr aufgestanden und habe mal angefangen, die Reiseberichte zu vervollständigen. Als es etwas wärmer wurde, ging ich zum Schreiben in den kleinen Garten des Hotels. 

 

Nach dem Mittag sind wir dann an die Eider spaziert und dort ein gutes Stück entlang gelaufen, bis zu einer "Strandbar". Überraschenderweise war es sehr sonnig und warm. Im trüben, braunen Wasser der Eider baden, würde ich trotzdem nicht, aber es gab tatsächlich einige Leute, die das offenbar nicht störte. Direkt vor der "Strandbar" gibt es einen Holzsteg, der sich als Fotosujet aufdrängte. Ich hatte Glück und ein kleines Zeitfenster erwischt, ohne dass sich Personen darauf lümmelten. 

 

Langsam gingen wir wieder Richtung Stadt und kehrten im Restaurant "Alter Anleger" ein, wo man auf der Terrasse einen guten Blick über die Eider geniessen kann. Wir entschieden uns hier zu essen, weil es aber langsam zuzog, setzten wir uns rein - am anderen Ufer sah man bereits deutlich, dass die Wolken regengeschwängerte Bärte bis zum Boden hin hatten. Auch Donnergrollen war zu hören. Auf unserer Seite hat es dann auch bald angefangen zu tröpfeln. Inzwischen hatten wir gegessen und entschieden uns für den baldigen Heimweg. Bei der italienischen Eisdiele machten wir noch einen Zwischenstopp für Dessert und Espresso 😋. Dort mussten wir dann bald ganz unter den grossen Sonnenschirm rücken, weil es heftig zu regnen begonnen hat. Glücklicherweise aber nicht allzu lange und wir nutzten eine Regenpause und kamen fast ganz trocken im Zimmer an. 

 

Aufgrund der Wettervorhersage rechneten wir für den nächsten Tag mit einer Regenetappe. Entsprechend packte ich möglichst wetterfest, heisst, die Kleider, die wir bei Ankunft in Cuxhaven brauchen, habe ich zusätzlich noch in einen Plastiksack gesteckt. So haben wir wenigstens fürs erste trockene Kleider zum wechseln. Zwar hat das Backpack eine Regenhaube, aber die ist bei starkem Regen leider nicht mehr ganz dicht. Jedenfalls sind wir sehr gespannt, was uns morgen für Wetter erwartet.

 

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gelaufen: 8'753 Schritte

👍 Faulenzen | 👎 Regen

Wetter: 🌤 ⛈ 🌡22°


Etappe 7: Tönning - Cuxhaven

Sonntag, 8.8.2021

Nachdem es die Nacht über geschüttet hatte, war ich positiv überrascht, als mich am Morgen ein ganz zarter Sonnenstrahl erwartete. Das Wetter war also nicht ganz so übel wie angesagt. 

 

Bereits wieder um neun Uhr sind wir zum Frühstück gegangen. Der kleine Raum war mit 16 Personen proppenvoll, was uns nicht wirklich Corona konform schien! Brötchen und Tee  waren  schnell verzehrt, auf den klaterigen Kaffee verzichtete Mani wohlweislich. 

 

Da wir schon gepackt hatten, konnten wir zügig beladen. Wir entschieden, noch keine Regenkombis anzuziehen und starteten noch vor 10 Uhr unsere nächste Etappe. Aufgrund der Wetterprognosen wählten wir den schnellsten Weg, der etwas weniger als die Hälfte des Weges, auch über die Autobahn führte. 

 

Schon nach 30 km steuerte Mani einen Parkplatz an. Er hatte von Gischt und Regen schon vollkommen durchnässte Hosenstösse, es war also höchste Zeit die Regenklamotten überzuziehen. Hinten - gut geschützt von Mani - hatte ich von der Stärke des Regens nicht wirklich etwas mitbekommen. Aber obwohl die Sonne grad wieder zwischen dunklen Wolken durchlugte, zog auch ich die volle Montur an, wir wussten ja nicht, was uns wettertechnisch noch alles erwartete. 

 

Bei Itzehoe verliessen wir die Autobahn und cruisten über Landstrassen weiter Richtung Glücksstadt, wo wir mit der Elbfähre nach Wischhafen übersetzten. Die Fahrt war ruhiger wie das letzte Mal, als uns die Gischt über den Bug nass spritzte. Als wir dann weiter der Elbmündung entlang fuhren, hatten wir mit böenartigem starken Seitenwind zu kämpfen. 

 

Eigentlich wollten wir noch zum Leuchtturm "Dicke Berta" fahren. Sogar das Wetter hätte grad mitgespielt und sich mit einem freundlichen blauen Himmel mit weissen Wolkenfetzen, ideal für ein Fotoshooting angeboten. Aber leider waren alle Zugangsstrassen mit einem temporären Fahrverbot signalisiert. Wir haben es von zwei Seiten her probiert, mussten aber aufgeben  ohne den Leuchtturm auch nur aus der Ferne gesehen zu haben. Schade, vielleicht probieren wir es nochmals, wenn wir die Tour fortsetzen. 

 

Kurz danach erreichten wir unser Hotel im Herzen von Cuxhaven und konnten auch gleich unser Zimmer beziehen. 

 

Dann spazierten wir der Deichstrasse entlang zum alten Hafen und zur Aussichtsplattform "Alte Liebe". Natürlich mit Zwischenstopps in den uns bereits bekannten Beizen, allen voran dem Fischrestaurant "Hus op'n Diek". 

 

Nach dem Nachtessen gabs in einer Eisdiele das obligate Dessert für mich und Espresso für Mani. Auf dem Heimweg entdeckten wir dann die urige Kneipe "Die kleine Kneipe". Vollgestopft mit viel Nippes, Fahnen der Seefahrt, Seilen und Knoten, Fotos und vielem mehr, glaubten wir uns in der Zeit zurück versetzt. Eine Bar wie in alten Zeiten, wo man sogar rauchen darf und aus dem Lautsprecher Musik aus den Achtzigern ertönt. Einfach herrlich! Bei Bier, Baccardi-Cola, für mich auch ein Relikt aus jungen Tagen, genossen wir einige unterhaltsame Stunden in angenehmer Gesellschaft.

 

Facts

gefahrene km: 155 km

Reisezeit:  03:12 Std.

Wetter: 🌧 🌡.-.-


Ruhetag I Cuxhaven

Montag, 9.8.2021

Und schon wieder war das Wetter besser, als vorhergesagt, beim Erwachen blendete uns sogar Sonnenschein. 

Da wir ohne Frühstück gebucht hatten, konnten wir aufstehen, wann wir wollten. Allerdings hatte ich kein Cola mehr und erkundete deshalb die Umgebung des Hotels, während Mani noch weiterdöste. Der Bio-Supermarkt um die Ecke hatte aber nur so gschpässige Getränke und ich hatte keine Lust, mich auf Experimente einzulassen. Wir gingen dann zum Eiscafé, wo wir am Vorabend noch den Dessert genommen hatten und frühstückten je eine Waffel mit Sahne bzw. mit Bananen, Nutella und einer Kugel Vanilleglacé 😋 Schlemmer-Frühstück.

Danach sind wir auf der Küste entlang spaziert, teils auf dem Damm, teils direkt am Ufer der Nordsee entlang. Immer wieder entdeckte ich einen schönen Strandkorb, den ich fotografieren musste und endlich auch eine Möwe, während Mani die vorbeifahrenden Megaschiffe mehr interessierten.

In einer Strandbar wollten wir einkehren, aber als alle um uns herum, die teilweise sogar nach uns gekommen sind, bedient wurden und der Kellner zum x-ten Mal ignorierend an uns vorbeigelaufen ist, sind wir wieder aufgestanden und weiter gelaufen. Noch lag mehr als die Hälfte des Weges zur Kugelbake vor uns und eine weitere Beiz war nicht in Sicht. Aber stetig und gemütlich erreichten wir dann den Strandzugang. Mit unserer Gästekarte hatten wir freien Zutritt, ansonsten bezahlt man drei Euro. Find ich gut, dafür ist auch alles gepflegt und sauber. 

Die Kugelbake ist ein aus Holz errichtetes Seezeichen und das Wahrzeichen von Cuxhaven. Gemessen vom mittleren Tidehochwasser bis zur Mitte der kleinen Kugel beträgt ihre Höhe 28,4 m. Der Ausdruck Bake geht auf das Mittelalter zurück, in dem alle Seezeichen – auch Leuchttürme – so genannt wurden. 

Natürlich gingen wir die restlichen paar Meter bis zum Wahrzeichen, machten das obligate Selfie und staunten ob der massiven Holzkonstruktion, die schon Jahrzehnte Wind und Wetter stand hielt. 

 

Dann endlich bekamen wir den wohlverdienten Drink. Zwar nicht in der gemütlichen Strandbeiz an erhöhter Lage, weil die brechend voll war. Aber am gegenüberliegenden Imbiss schmeckten Bier und Cola genau so gut. Als ich dort anstand, flogen einem etwa 6jährigen Mädchen mit Prinzessinnen-Krone, die gesammelten Federn weg. Die Prinzessin sprang auf, als wollte sie den Federn hinter her, überlegte es sich dann aber anders und begann stattdessen einfach zu weinen. Während die Mutter hinter mir nur meinte "du wolltest ja eh neue sammeln", bückte sich der Vater und sammelte jede einzelne Feder wieder ein und übergab sie dem Mädchen. Statt dankbar zu sein, schniefte das Prinzesschen dann noch in Befehlston: "Da liegt noch eine!" und Papa bückte sich brav erneut und hob auch die noch auf! Einfach nur unglaublich, wie manche Kinder verwöhnt werden! 

 

Zurück haben wir den Bus genommen und dann am alten Hafen noch ein kleines Souvenirshopping gemacht, bevor wir zurück ins Hotel gingen. Ausgerechnet auf den letzten Metern begann es wie aus Kübeln zu schütten ⛈ wir schafften es gerade noch rein ins Hotel ohne gross nass zu werden. 

 

Für das Nachtessen haben wir im Ristorante "Il Borgo" einen Tisch reserviert. Das Essen war hervorragend. Einen kleinen Moment wähnte ich mich in der Toscana, der Gedanke verflog aber schnell, wenn man den kalten Wind spürte, der durch die offene Türe blies.

 

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gelaufen: 12'629 Schritte

👍 Wanderung & Pasta | 👎 Regen

Wetter: ⛅ ⛈ 🌡22°


Ruhetag II Cuxhaven

Dienstag, 108.2021

Für meine Morgenzigi machte ich einen Spaziergang durchs Lotsenviertel, das Quartier, in welchem unser Hotel steht. Hier wohnten früher die Lotsen, die damals nicht weiter als einen Kilometer vom Hafen und der Alten Liebe entfernt wohnen durften, damit sie schnell einsatzbereit sind. Heute ist es ein gepflegtes Quartier mit Wohnungen - viele offenbar auch Ferienwohnungen - Denkmal geschützten Häusern, welche kleine Läden, Boutiquen und Gastronomie beherbergen. Es ist ein ruhiges Quartier, das selbst um Elf Uhr am Vormittag noch recht verschlafen wirkt. 

 

Während ich bei abwechselnd Sonne und Regen die Umgebung erkundete, versuchte Mani auszuschlafen. Leider war das aber unmöglich, weil Handwerker lautstark am defekten Lift arbeiteten. Das Hämmern, Bohren, Sägen und Klopfen erwartete auch mich, als ich zurückkam und es hörte sich wirklich fast so an, als würde direkt im Zimmer gewerkelt.  Also verliessen wir gegen Mittag das Zimmer und gingen in die Bäckerei, die ich entdeckt habe zum "Frühstück".

 

Danach gingen wir Richtung Wasserturm, ein weiteres Wahrzeichen von Cuxhaven, das von einem Schweizer Ehepaar gekauft wurde. Sie wollen darin Ferienwohnungen und ein Café einrichten. Die Fassade des Turms wird jetzt gerade saniert, weswegen er leider vollkommen eingepackt und eingerüstet ist. Schade!

 

Im angrenzenden Quartier befindet sich die Shoppingmeile mit den allseits bekannten Geschäften in einer Fussgängerzone. Hier konnte ich endlich nach Ersatz für meine gerissenen Jeans suchen und war gleich im ersten Geschäft erfolgreich, konnte sogar ein Schäppchen für 20 Euros machen.  Von Beiz zu Beiz, sind wir weitergezogen. In einer Eisdiele mit spannenden Glacésorten wurde mir ein warmes, abgestandenes Cola Light seviert. Ich habe das dann reklamiert und nachher das Glas zurück erhalten, einfach mit Eis drin und zusätzlich stellte er mir auch noch die PET-Flasche hin. Über dem Eis schwamm ein gschpässiger Film, so dass ich mir das Datum auf der Flasche genauer ansah: abgelaufen sei Juli 2020! Natürlich habe ich das nicht mehr angerührt und auch nicht bezahlt. Das Glacé war gut, aber ich hoffte, dass ich davon kein Bauchweh kriege. 

 

Wir setzten unsere Erkundigungstour fort und erreichten bald den Hafen und das Havenhostel, wo wir vor fünf Jahren bereits einmal übernachtet hatten. Mani versprach, dass er, wenn die Fischbude an der Ecke zum Hafenbecken noch steht, ein Fischbrötchen essen werde. Tatsächlich steht der Wagen noch da und Mani war mehr als froh, dass er geschlossen hatte.  Fisch ist nicht unser Ding. Es war schön zu sehen, dass direkt an der Hafenbeckenmeile noch alles so war, wie wir es kannten. Die Fischerboote lagen vertäut am Kai, Möwen und Stadtraben suchten die sauber geschrubbten Decks nach Überbleibsel ab und aus dem Gebäude des Shantychors Cuxhaven tönten leise Seemannslieder. Die Beiz hatte aber leider geschlossen. 

 

Zum Nachtessen gingen wir ins "Hus op'n Diek", dem historischen Fischrestaurant. Nebst Fisch bekommt man da auch ein paar wenige Fleischgerichte. Wir konnten uns aber durchringen, es wieder einmal mit Fisch zu probieren und bestellen einmal gebratene Scholle und einmal Rotbarsch im Bierteig. Der Fisch sah lecker aus, vor allem die Scholle, goldgelb gebraten. Beide Fische schmeckten für uns ganz OK, aber so schnell müssen wir das Experiment nicht wiederholen. 

 

Auf dem Heimweg machten wir dann noch einen Abstecher in "Die kleine Kneipe" für einen Schlummi.

 

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gelaufen: 11'126 Schritte

👍 Möwen | 👎 Wasserturm

 Wetter: 🌤 🌡19°


Ruhetag III Cuxhaven

Mittwoch 11.8.2021

Mit einer gemütlichen Tour durch den alten Fischereihafen,  wo die einstigen Lager- und Umschlag-Hallen nebst einigen verbliebenen Fischereibetrieben heute auch Restaurants, Läden und Büros untergebracht sind, verbrachten wir unseren letzten Tag in Cuxhaven. 

 

Anstelle eines Frühstücks gabs zuerst Cappuccino & Cola bei der Shanty Messe und später zum Zmorge-Zmittag Bruschetta & Antipasto misto. Etwas enttäuscht war ich darüber, dass man aktuell die Hapag Hallen nicht besichtigen kann. Dort wo einst Tausende ihre Heimat in eine ungewisse Zukunft Richtung Amerika verlassen haben und wo teilweise noch heute Passagiere für Kreuzfahrten abgefertigt werden, ist aktuell das Corona-Impfzentrum eingerichtet worden. Zutritt hat man nur mit einer gültigen Einladung. 

 

Am Fährhafen schwelgten wir danach in Erinnerungen an unseren Roadtrip 2016. Damals sind wir mit der Elbfähre von hier nach Brunsbüttel übergesetzt und weiter nach St. Peter-Ording gefahren. 

 

Wir schlossen unsere Runde über Nordseekai, Meinkenkai und Fischmeile ab, reservierten in einem spanischen Restaurant einen Tisch für den Abend, spazierten ein letztes Mal durch das Lotsenviertel und gingen schliesslich zurück ins Hotel, um zu packen. 

 

Beim Spanier "Don Quijote" gönnten wir uns ein argentinisches Rumpsteak, das bisher beste Glas Rotwein und zum Abschluss eine Crema Catalana. 

 

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gelaufen: 9'759 Schritte

👍 Sonne | 👎 Impfzentrum

 Wetter: 🌤🌡22°


Etappe 8: Cuxhaven - Oldenburg

Donnerstag, 12.8.2021

Die heutige Etappe wollten wir schon kurz nach Cuxhavem beim Leuchtturm "Dicke Berta" für einen ersten Zwischenstop unterbrechen. Diesen Leuchtturm hatten wir bereits bei der Anfahrt auf der Route eingeplant, infolge Fahrverboten kamen wir aber nicht ran. Also versuchten wir es heute ein zweites Mal. Aber die Strasse war noch immer gesperrt und als uns das Navi einer auf eine ausgeschilderte Umleitung lotse, hatte ich mich schon gefreut. Aber der Weg führte immer weiter weg von der Küste und schliesslich meinte ich, dass wir es lassen sollen. Offenbar wollte es einfach nicht sein. Ein Grund, einmal wieder zu kommen. 

 

Die Route führte durch weite Landschaften, Baum gesäumte Alleen, vorbei an idyllischen Höfen und durch verschlafene, keine Ortschaften. In Bad Bederkesa haben wir als Wegpunkt ein Café gesetzt. Dem gegenüber sollte eigentlich gemäss meinen Recherchen eine Burg liegen. Allerdings sah ich ringsum nur neue Häuser und weil uns das Café auch nicht wirklich anmachte, sind wir zum nächsten Wegpunkt weiter gefahren. Die alte Windmühle ist zwar beeindruckend gross, es wirkte aber auch, dass sie auf einem Privatgelände steht und nicht wirklich für öffentliche Fotojäger geeignet ist. Also waren wir auch da schnell wieder weg und setzten unsere Route fort. Unser Frühstück nahmen wir dann in einen verschlafenen Nest bei einer Bäckerei ein. Nach gut zwei Stunden quasi querfeldein faren, erreichten wir schliesslich die Schnellstrasse Richtung Oldenburg. Diese führt bei Dedesdorf durch den Wesertunnel, ist also ein Unterwassertunnel. Obwohl wir das auch schon von Holland kannten, fanden wir es trotzdem spannend. Weiter ging es dann wieder auf kleineren Nebenstrassen, bis wir kurz nach 13 Uhr unser Hotel erreichten. 

 

Wir wurden sehr freundlich empfangen.  Das Zimmer war sehr grosszügig und hatte sogar einen kleinen Balkon, wenn auch die Aussicht in einen Hof mit Parkplatz nicht berauschend war. Zudem sind sämtliche Getränke in der Minibar inbegriffen und falls die nicht ausreichen, gibt es im Flur noch einen Kühlschrank mit Nachschub. 

 

Wie von der Rezeptionistin vorgeschlagen, gingen wir zuerst ans Ufer der Hunte, dem Fluss hier in Oldenburg. Entlang dem Hafen erreicht man in wenigen Minuten die Altstadt. Direkt dort am Hafen liegt das Brauhaus Ols, wo wir uns eine erste Erfrischung gönnten: leckeres hausgemachte Bier, Kapitäns Cola mit Retro-Etikette sowie selbstgemachte Kartoffelchips mit Knoblisauce. 

 

Den Rest des des Tages verbrachten wir in der hübschen Altstadt mit Sightseeing. Allem voran das Schloss Oldenburg, bei dessen Bau auch ein Tessiner Architekt beteiligt war, das uns mit seiner interessanten Fassade voller aufwändiger Rokokoelementen beeindruckte. Dann die imposante Lambertikirche und das neue Rathaus sowie viele alte Riegelbauten und stolze Herrschaftshäuser mit aufwändigen Fassaden, Erkern und Giebeln. 

 

Es war herrlich in einer der vielen Strassenbeizen zu sitzen und entspannt das bunte Treiben in den belebten Gassen der Altstadt zu beobachten. In einer Pizzeria haben zu Abend gegessen und uns von einem Paar am Nachbartisch etwas belästigt gefühlt, dass sich so lautstark und wichtigtuerisch über Immobilien unterhalten hat, das wir unsere eigenen Worte kaum mehr verstehen konnten. Als die dann endlich ihr Essen bekamen, hat die Frau arrogant und empört gemeint, "Das sind aber keine Bandnudeln, das sind doch Spaghetti!"  Der Kellner erklärte ihr darauf, dass es Tagliatelle seien, keine Spaghetti, das stehe auch so in der Karte. Sie sagt, "Ich bestelle niemals Spaghetti,  wegen dem Spritzen!" Der Kellner reagierte genervt, sagte, das sie nicht so arrogant reagieren solle und erklärte ihr nochmals, dass das Gericht als Tagliatelle, also Nudeln, in der Karte stehe. Sie winkte ab und ihr Partner sagte zu ihr, "Lass es, diskutieren hat eh kein Sinn." Der Kellner brachte dann sogar nochmals die Karte, damit sie sich selber überzeugen konnte. Als er sich uns zuwendete verdrehte er die Augen und murmelte nur,  "Mamma mia!"

Unglaublich, schwatzen geosskotzig, als hätten sie die Welt erfunden und kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Spaghetti und Tagliatelle! 

 

Wir beschlossen unseren Schlummi wo anders zu nehmen, haben bezahlt und gingen nochmals ins Café, wo wir am Nachmittag schon mal waren. Der Kellner war so erfreut, dass er uns gleich zwei Kölsch offerierte. Fazit des Abends: "Wie du in den Wald rufst, so tönts heraus."

 

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gefahren km: 130

Reisezeit:  03:15 Std.

gelaufen: 8'014 Schritte

👍 Altstadt | 👎Dicke Berta

Wetter: 🌤🌡17/26° 


Ruhetag Oldenburg

Freitag, 13.8.2021

Mit ein bisschen Sightseeing - den Lappan, ein historisches Gebäude mit Turm und Wahrzeichen Oldenburgs - hatten wir am Vortag nicht entdeckt, einem Spaziergang durchs Nikolaiquartier mit seinen engen Gassen, hübschen Häusern und kleinen Läden und Beizen, auffällig freundlichem Servicepersonal und einem verfrühtem Hochzeittagsgeschenk, verbrachten wir einen gemütlichen, ruhigen Bummeltag in der Altstadt. 

 

Das frühe Abendessen im Brauhaus Ols, war leider eine Enttäuschung: Manis Schnitzel schmeckte nach Fisch und meine Wirsingnudeln, die eigentlich Penne waren, schmeckten nach nichts. 

 

Zurück im Hotel war Packen angesagt. Weil wir im kalten Norden die kurzen Hosen nicht gebraucht haben, sind die ganz nach unten gerutscht. So musste ich gestern fast die ganze Tasche ausräumen um an die leichten Kleider ranzukommen. Demzufolge war das Packen heute etwas aufwändiger als sonst. Ich entschied mich, einmal möglichst viele Kleidungsstücke zu rollen und war erstaunt, wie viel Platzgewinn das bringt. 

 

Mit etwas Schreiben, Fotos sortieren, Route planen und fernsehen beendeten wir den Tag.

 

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gelaufen: 7'503 Schritte

👍 Chatzepfötli | 👎 Nachtessen

Wetter: 🌤🌡24°


Etappe 9: Oldenburg - Münster

Samstag, 14.8.2021

Eine schöne, abwechslungsreiche Etappe bei perfektem Wetter und angenehmen Temperaturen, führte uns via Cloppenburg, Quakenbrück und Ibbenbüren - was für Ortsnamen - nach Münster. Scheinbar endlose Geraden wechselten sich mit sanft kurvigen Strecken ab und je näher wir unserem Ziel kamen desto hügliger wurde es. Nach zwei Wochen im absoluten Flachland, mussten wir heute tatsächlich wieder einmal bergauf fahren. Es ist unglaublich, wie grosse Höfe es hier gibt und wie gepflegt sie sind. Auch Einfamilienhäuser-Quartiere sind vorwiegend herausgeputzt. Auffällig war allerdings, das wir kaum je Menschen sahen, auch nicht in den kleinen Ortschaften. Ich dachte zuerst, das es eventuell an der Tageszeit liegt, aber inzwischen war es bereits später Vormittag. 

 

Gegen Mittag erreichten wir die ersten  Vorstädte von Münster und damit nahm auch der Verkehr massiv zu. Insbesondere Fahrräder kurvten allgengewärtig herum, so dass wir uns schon fast in Holland wähnten. Die Fahrt zum Harley Händler, der sich inmitten der Stadt befindet, war recht mühsam: Ampeln, Fahrverbote, Baustellen, Umleitungen, viel Verkehr und das bei zunehmenden Temperaturen. Und gelohnt hat sich der Abstecher auch nicht. Es ist kein schöner Laden, das Personal ist desinteressiert und unfreundlich. Weder wurden wir begrüsst, noch verabschiedet und ein Danke für den Kauf eines Shirts gabs schon gar nicht. Wichtiger war es, uns darauf aufmerksam zu machen, dass es im oberen Stock tolle Occassionsmaschienen gäbe. Schon klar, dass Schweizer bis nach Münster fahren, um eine Harley aus zweiter Hand zu kaufen 🤦‍♀️

Schliesslich fuhren wir noch die letzten Kilometer zum Hotel, wo wir trotz verfrühter Ankunft bereits unser Zimmer beziehen konnten. 

Danach machten wir uns auf,ie Al dtstad zu erkunden. Schnell wurde uns klar: diese Stadt ist uns zu gross und zu laut. Natürlich waren wir nicht die einzigen, die unterwegs waren, Plätze in den Strassenbeizen waren deshalb Mangelware. Und auch bei den Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel dem Prinzipalmarkt mit seinen charakteristischen Giebelhäusern und Bogengängen, herrschte reges Treiben. 

In zwei gschpässigen Cafés - Bio, Vegan und so - haben wir jeweils etwas getrunken (Bio-Bier und Noname Cola 😝) bis wir endlich ein Plätzchen an einem kleinen Platz gefunden, wo es auch anständiges Bier und Aperol gab. Und das schöne daran war, dass wir direkt auf einen prachtvollen barocken Stadtpalast schauten.  Ach ja, ein paar Läden gab es auch noch, die ich abklappern konnte 😉 

 

Langsam schauten wir uns nach einem Restaurant für das Nachtessen um. Aber wir waren wohl im falschen Stadtteil. Es gab nur Take aways, Kioske, kleine Cafés und Eisdielen... In einer Eisdiele setzten wir uns hin, tranken einen Espresso und suchten über Google ein Restaurant in der Nähe unseres Hotels, das fast einen Kilometer entfernt lag. Gleich daneben befindet sich eine kleine Vinothek, in der man auch etwas Essen konnte. Als wir dort ankamen waren natürlich alle Tische besetzt oder reserviert. Der Wirt bot uns dann aber ein kleines Tischchen in einem Erker und öffnete die Glastüren, so dass wir beinahe auch draussen sassen. Es stellte sich heraus, dass der Wirt ein Schweizer war, aus Baden und schon vor vielen Jahren ausgewandert ist. Karibik, Asien, Italien, Spanien und schliesslich in Münster hängengeblieben. Die Blder auf Googele hatten wir in der Schnelle falsch interpretiert, oder vielleicht auch wegen des aufkommenden Hungers, jedenfalls gab es nur Kleinigkeiten wie Piadinas, Antipasti und Dolci. Aber viele Kleinigkeiten ergeben auch ein Menü und so hatten wir mit einer Piadina con Prosciutto San Daniele, Pamgiano e Olive und je ein Brettchen mit Antipasto Verdure und Bresaola.  bestellt. Zum Abschluss genehmigten wir uns hausgemachtes Fior di Latte Gelato mit Amarenakirschen, einen selbstgemachten Canolo mit Mascarponecrème, einen  Espresso für Mani und einen Amaretto di Saronno für mich.

 

Facts

gefahren km: 172

Reisezeit:  04:00 Std.

gelaufen: 9'031 Schritte

👍 Prinzipalmarkt | 👎HD Münster

Wetter: ☀️🌡26° 


Ruhetag Münster

Sonntag, 15.8.2021

Wenn man sich in einer Stadt nicht auskennt, kann man sich heutzutage gut mit Google Maps selber helfen. Allerdings sollte man besser öfters auf die Zielführung schauen, auch wenn man Daten sparen will, sonst geht es einem wie uns und man verläuft sich. Wir haben aber das Schloss Münster schliesslich doch noch gefunden, wir sind einfach etwa doppelt so weit gelaufen. Und dann mussten wir auch noch einen kleinem Umweg machen, weil auf dem Schlosspark im Moment ein grosser Jahrmarkt aufgestellt ist. 

 

Auf dem Weg durch die Quartiere ist uns aufgefallen, wie viel Müll überall herum lag! Vor allem zerschlagene Flaschen, Einwegeschirr, Take away-Verpackungen und leere Vodkaflaschen lagen auf den Trottoirs und stapelten sich bei geschützten Eingängen von Gebäuden. Auch der Rasen vor dem Schloss war stellenweise zugemüllt. Es war, als hätte letzte Nacht eine einzige grosse Party stattgefunden. Vermutlich sind das die selben jungen Leute, die an Umwelt- und Klima-Demos mitmarschieren!?! 

 

Das Schloss war eine Enttäuschung. Einmal mehr fanden wir eine Sehenswürdigkeit vor, die wegen Sanierungsarbeiten fast vollkommen eigerüstet war. Wie zum Beispiel der Wasserturm in Cuxhaven oder vor zwei Jahren das Schloss Ludwigsburg. Auch wenn das Gerüst mit einer Abbildung kaschiert wurde, ist die Baustelle klar erkennbar. Der Schlosspark dagegen war zugänglich und nach dem langen Marsch, setzten wir uns zuerst einmal in den noch fast leeren Biergarten. 

 

Ohne grosse Erwartungen besuchten wir danach den botanischen Garten. Wie erwartet waren die Gewächshäuser wegen Corona geschlossen. Man konnte jedoch jeweils durch die geöffneten, abgesperrten Türen einen Blick hineinwerfen und überall davor standen Töpfe mit meist exotischen Pflanzen. Auch im Gelände, waren nebst gigantischen und beeindruckenden Bäumen sowie heimischen Pflanzen, immer mal wieder Topfpflanzen platziert. So beispielsweise Riesenfarne, deren Wedel die Grösse eines Menschen weit überschreiten oder Hibiskus, dessen Blüten fast so gross sind, wie eine kleine Pizza. Und dann war da noch eine mächtige 170jährige Blutbuche, die allerdings gemäss Info, langsam am Sterben sei. Ich kam jedenfalls voll auf meine Kosten, während Mani wieder einmal viel Geduld aufbrachte und mich in Ruhe fotografieren liess. 

 

Auf dem Rückweg, sind wir an der schöne Ecke rund um die Figur "Kiepenkerl" vorbeigekommen und haben hier gleich drei Restaurants entdeckt. Genau solche, mit gemütlichem Aussenbereichen und Sicht auf eine schöne historische Umgebung, hatten wir gestern gesucht. Die beiden Beizen direkt auf dem Platz waren rappelvoll, aber in der "Köpi Stuben" in einem Seitengässchen, konnten wir uns den Platz sogar aussuchen. Weil wir es hier gemütlich fanden und nach einem Blick in die Speisekarte beschlossen wir, gleich hier zu essen. Es war allerdings noch etwas zu früh, erst kurz vor Vier Uhr. Uns fiel es jedoch leicht, die Zeit bis zum Abendessen mit Schwatzen, Fotos anschauen und Beobachten der vorbeischlendernden Menschen, zu verbringen. Kurz vor Sechs haben wir dann unser Essen bekommen - heute wieder regionale Küche mit Schnitzel bzw. Schweinelendchen mit Pfifferlingrahmsauce. Es hat alles wunderbar geschmeckt und wir machten uns nach dem Essen satt und zufrieden auf den Rückweg zum Hotel.

 

Ein kleiner Zwischenstopp in einem Eiscafé musste dann aber zum Abschluss doch noch sein.

 

Packen mussten wieder einmal wetterfest, denn morgen soll es den ganzen Tag regnen. Falls es dann wirklich so sein sollte, werden wir den schnellsten Weg via Autobahn wählen. Schade, aber gut zwei Stunden Regenfahrt genügen.

 

Facts

gelaufen: 11'135 Schritte

👍 Exotic Flowers | 👎 Schloss Münster

Wetter: 🌤🌡28°


Etappe 10: Münster - Königswinter

Montag, 16.8.2021

Als wir aufgestanden sind, erwartete uns ein bewölkter Himmel, aber der Asphalt war nach dem Gewitter in der Nacht, weitgehend abgetrocknet und es schien beinahe, als wollte sich die Sonne einen Weg durch das dichte Grau bahnen. Trockenen Fusses gingen wir zum Café Schrunz um die Ecke, zu einem kleinen Frühstück. Auch beim Beladen des Töffs blieb es trocken. Wir hielten aber trotzdem am Plan fest, auf dem schnellsten Weg zu fahren. Direkt nach der Abfahrt hat es ein bisschen gefieselt, aber wir fuhren dem beginnenden Regen offenbar davon. 

 

Nach einer knappen Stunde ödem Geradeausfahren auf der Autobahn und einem Stau, lotste uns das Navi von der Bahn weg in ein kleines Nest namens Holzwickede. Auf dem Display war aber klar erkennbar, dass die Route in einer Schlaufe wieder zurück auf die Autobahn führte... Wir waren zuerst verwundert und dann kam mir in den Sinn, dass wir diesen Wegpunkt ja für die Überlandfahrt gesetzt hatten, um ja nicht nach zu nah an Düsseldorf zu geraten. In unsere Fahrtrichtung schien das Grau etwas heller zu werden, weswegen wir entschieden, nicht mehr auf die Autobahn zurück zu fahren. 

 

Anfänglich waren Gegend und Orte nicht speziell, im Vergleich zum Norden sogar beinahe ungepflegt und stillos. Möglicherweise wirkte das aber auch wegen dem bleiernen Himmel so. Nach etwa einer weiteren Stunde durch Industriedörfer, begann es zu regnen und wir mussten an einer Tanke die Regenhosen anziehen. Auf die Jacken verzichtetet wir vorläufig. Aufgewärmt durch Kaffee und heisse Schoggi gings dann weiter. Witzigerweise hat der Regen vorerst wieder aufgehört, die Sonne machte sogar Anstalten durch die Wolken zu brechen. Und auch die Ortschaften wurden wieder schöner, mit schmucken Häuschen mit Schindelfassaden aus Schiefer. Die Strecke war abwechslungsreich: sanfte Kurven, kurze Geraden, wie wir es mögen. Ein kleiner Pass durch einen Wald, in welchem weite Flächen abgeholzt wurden - eventuell Sturmschäden - führte uns auf eine Hochebene, wo man eine phantastische Weitsicht gehabt hätte, wäre das Wetter besser. Da oben erwartete uns dann auch starker Wind und leider auch wieder Regen, so dass wir bei einem Bushäuschen im Niemandsland anhielten und Mani nun auch noch die Regenjacke anzog. Ich meinte hinter ihm genügend geschützt zu sein und liess es bleiben. Ich hatte allerdings die Rechnung ohne die Windrichtung gemacht. Regen und Wind kamen nämlich schon kurz nach der Weiterfahrt von rechts. Meine Lederjacke hielt jedoch dicht und dank der Regenhosen machte auch der kleine "See", der sich zwischen Manis Hüfte und meinem Bein bildete nichts aus. Der Wind war aber sehr heftig und erfasste uns immer wieder böenartig. Das war anstrengend und auch ein bisschen beängstigend. Anders als 2015 in Frankreich, wo wir stundenlang gegen starken Seitenwind gekämpft hatten, waren es hier glücklicherweise immer nur kurze Abschnitte, die mit Hecken, Bäumen oder Häusern schützend unterbrochen wurden und schliesslich wechselten wir die Richtung und hatten den Wind fortan im Rücken. 

 

Endlich gegen halb Drei Uhr erreichten wir Königswinter, wo der Hotelbesitzer sofort herauskam, um uns sehr freundlich zu empfangen. Wir sollen zuerst einmal abladen, das Gepäck und uns ins Trockene bringen. Er nahm mir die nassen Regenklamotten ab und hängte sie zum Trocknen in einen hinteren Raum, so dass wir das alles gar nicht aufs Zimmer nehmen mussten. Wir hatten im Vorfeld mit Herrn Rosenbaum korrespondiert und er hat uns in der Folge angeboten, dass wir die Harley auf seinen privaten Gelände abstellen durften. Zufällig kam gerade sein Sohn vorbei, der dann mit dem Fahrrad Mani vorausgefahren ist. Während  dem wollte der Hotelier mit mir den üblichen Papierkram zum Einchecken machen. Er bot mir ein Glas Wasser an und erkundigte sich nach unserem Trip, erzählte was man in Königswinter so tun  konnte und als Mani dann zurückkam, hatten wir noch keine Formalitäten gemacht... und auch später nicht. Offenbar reichen hier die Daten vom Bookingtool. 

 

Nachdem auch Manis Regenklamotten aufgehängt waren, begleitete uns Herr Rosenbaum aufs Zimmer, half auch beim Gepäck und hat dann im Zimmer sogar unsere Jacken ordentlich im Schrank aufgehängt. Er gab uns noch drei Restauranttipps und verabschiedete sich dann. So einen Service hatten wir bisher noch nie erlebt. 

 

Das einzige was uns ein bisschen skeptisch machte war die Philosophie des Hauses, nach der es ausschliesslich  gesundes, rein pflanzliches Essen gibt. Es betrifft ja nur das Frühstück und wir sind schon mal sehr gespannt darauf. 

 

Als erstes gingen wir durch die kleine Fussgängerzone zu "Im Tubak", einem kleinen gemütlichen Lokal, das im überdachten Hinterhof einen relativ grossen Raucherbereich hat und fast wie ein Gewächshaus, mi vielen Pflanzen, eingerichtet ist. Dort bekam Mani dann sein erstes, nach der anstrengenden Fahrt, auch wohlverdientes Kölsch und ich probierte den Brombeerwein "Rebellenblut". Der war sehr süffig und stieg mir auch fast direkt in den Kopf 🤭 Jedenfalls hatten wir es sehr lustig, was auch den Wirt freute. Wir haben auch die drei Restaurants gegoogelt, die uns Herr Rosenbaum empfohlen hat und entschieden uns für das "Alte Fährhaus". Zwar konnten wir die Terrasse mit Blick auf den Rhein bei diesem Wetter nicht nutzen, obwohl es überdachte Plätze gab. Uns war es aber zu frisch und wir zogen einen Tisch in der gemütlichen Gaststube vor. Wir assen das wohl beste Schnitzel nach Wiener Art auf dieser Reise, der Wein aus der Region war allerdings nicht so meins.

 

Nach einem kurzen Spaziergang durch den Regen, landeten wir schliesslich wieder beim Tubak. Mani hat dann den Wirt auf ein Kölsch eingeladen, der das freudig annahm und meinte, dass er mir dafür aber einen rechten Baileys mache. Was er damit meinte, haute uns beinahe vom Hocker: das sonst schon grosse Originalglas war fast randvoll gefüllt... das waren mindestens drei Normale und sah beinahe so aus wie eine kalte Schoggi. Ach ja, und der Preis für einen normalen 4cl-Baileys beträgt gerade mal 4 Euro! 

 

Gut gelaunt und in Erwartung eines hoffentlich spannenden Tages auf dem Drachenfels gingen wir schliesslich weit nach Mitternacht schlafen.

 

Facts

gefahren km: 210

Reisezeit:  04:15 Std.

gelaufen: 4'610 Schritte

Wetter: ☁️ 🌧 🌬 🌡20° 


Ruhetag Königswinter

Dienstag, 17.8.2021

Heute bekamen wir unser erstes veganes Frühstück. Wir waren gespannt und vor allem skeptisch. Die Frühstücksfee erklärte uns in breitem ostdeutschen Dialekt, was es alles gibt: selbstgemachte Aufstriche aus Tomaten und Randen, Aufstrich mit Curry & Kurkuma, Hirsesalat, pflanzl. Käse, Aufstrich aus Haselnuss, Schokolade & geröstetem Kaffee, Mandelmilchcrème, Fruchtsalat und selbstgebackenes Brot und Brötchen aus Roggen und Mais... was aber nebst der schmierigen Olivenoelbutter, allem die Krone aufsetzte, war die Hafermilch zum Kaffee oder besser gesagt, wie Mani freudig mit "Ou ja, bitte" reagierte, als ihn die Frühstücksfee fragte, ob er noch etwas Hafermilch zum Kaffee möchte. Dies löste bei mir einen mittleren Lachanfall aus, selbst jetzt noch, wenn ich daran zurückdenke, in welchem Tonfall er das gesagt hatte. Das beste am Frühstück war das Roggenbrötchen, der Honig und mein Tee. Alles andere kann man gut zu einem Zvieri servieren, aber nicht zum Frühstück. 

 

Nach diesem ausserordentlichen Start in den Tag, machten wir uns auf den Weg zur Drachenfelsbahn. Obwohl das Wetter bereits wieder schlechter wurde und es Dienstag war, gab es doch auch viele andere mit dem gleichen Vorhaben. Die Wartezeit hielt sich jedoch in Grenzen und schon bald kämpfte sich die historische Zahnradbahn den Berg hoch. 

 

Die Aussicht auf dem Drachenfels ist beeindruckend: auf der einen Seite die sanften Hügel des Siebengebirges, welches trotz seines Namens mehr als sieben Berge hat und auf der anderen Seite dann die Aussicht auf den Rhein und das Umland, so weit das Auge reicht. Es muss eine unglaubliche Weitsicht sein, wenn das Wetter gut ist, obwohl der Berg gerade mal 321 hoch ist. 

 

Etwas unterhalb der Bergstation Drachenfels liegt das Schloss Drachenburg. "Erst" 1882 legte Baron Stephan von Sarter, der mit Börsengeschäften zu grossem Reichtum gelangt war, den Grundstein zu einem repräsentativen Wohnsitz: einer Mischung aus Villa, Burg und Schloss. Bewohnt hatte er das Schloss allerdings nie. Nach seinen Tod wechselten Besitzer und Nutzung mehrfach. Zum Beispiel wurde es anfangs 20. Jahrhundert als "Sommerfrische" mit neu erbautem Hotel im "Schweizer Stil" als Erholungsort genutzt, oder als Schule für christl. Brüder, als Genesungsheim des Roten Kreuzes, als nationalsozialistische Eliteschule (Adolf-Hitler-Schule), als Schulungszentrum der Deutschen Bundesbahn bis es schliesslich 1986 unter Denkmalschutz gestellt und nach 10 Jahren Leerstand und Zerfall von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege umfassend saniert wurde.

 

Nach der Besichtigung setzten wir uns auf die Terrasse des Schlosscafés und genossen eine leckere Waffel und die Aussicht. Allerdings wehte am Berg ein kühler Wind und drängte uns zum Aufbruch. 

 

Statt mit der Bahn wieder nach Königswinter runter zu fahren, sind wir gelaufen. So kamen wir an der Nibelungenhalle vorbei, die zu Ehren von Richard Wagners 100. Geburtstag errichtet worden war. Darin befindet sich ein Bilderzyklus zur Nibelungensage bzw. zu Richard Wagners Opernzyklus "Ring des Nibelungen", eine Drachenhöhle mit steinernem Drachen und ein kleiner Reptilienzoo. Naja, was soll ich sagen, es war eine dieser Sehenswürdigkeiten, für die einem selbst das geringe Eintrittsgeld von 4 Euro im Nachhinein reute. Die Bilder und Infos zur Sage waren zwar interessant und wieder einmal etwas Geschichte und Kultur und der Drachen bot sich als nettes Fotosujet an. Aber das Terrarium, ohne echte Pflanzen, ist einfach nur traurig! Auch die angegliederte Voliere mit ein paar wenigen exotischen Vögeln ist in einem schlimmen Zustand. Die Tiere, wenn denn alle echt sind - Alligatoren und Kaimane waren verdächtig ruhig - tun einem einfach nur Leid. 

 

Die restlichen 1,4 km bis zur Altstadt hinunter, führten uns durch ein nettes Wohngebiet, wobei das Rauschen der nahen Schnellstrasse allgegenwärtig war. Die Strasse ist mit 40% Gefälle sehr steil. Sogar sehr, sehr steil, weshalb unsere alten, kaputten Kniee ganz schön gelitten haben.

 

Wieder in der Altstadt schlenderten wir der Rheinpromenade entlang und durch noch unbekannte Gässchen bis zum Tubak, wo wir einen Apéro nahmen, bevor wir ins Luise zum Nachtessen gingen. Das italienische Restaurant liegt direkt gegenüber dem Hotels und bietet eine sehr gute Küche an. Leider war es aber selbst im Lokal drinnen kalt und zugig, weil alle Türen offen standen. 

 

Zurück im Zimmer stellte ich mich dann zuerst einmal eine kleine Ewigkeit unter die warme Dusche, bevor wir alles für die Weiterreise zusammenpackten. Laut Wettervorhersage mussten wir wieder mit einer Regenetappe rechnen, so dass all unsere Plastiksäcke zum Einsatz kamen.

 

Facts

gelaufen: 9'538 Schritte

👍 Schloss Drachenfels | 👎 Nibelungenhalle

 Wetter: 🌦 🌧🌡17°


Etappe 11: Königswinter - Speyer

Mittwoch, 18.8.2021

Wir starteten den Tag mit unserem zweiten veganen Frühstück. Obwohl wir sagten, was wir genau wollten, brachte uns der Kellner wieder von allem ein Schälchen. Auch nach diesem erneuten Test müssen wir sagen, dass es definitiv nicht unser ist. 

 

Der Himmel war bleiern und es fiel feiner Sprühregen, als wir auscheckten und Mani sich bereit machte, die Harley aus Herrn Rosenbaums Garten zu holen. Bevor wir abfuhren, zeigte sich ganz kurz die Sonne und der Hotelier bot an, noch ein Foto von uns beiden auf dem Töff zu machen. Zum Abschied meinte er, dass er die Fotos sofort per E-Mail schicke und wir sie erhalten werden, ehe wir Königswinter verlassen haben. 

 

Leider waren es aber nicht nur die Fotos, die uns so schnell erreichten, sondern auch der Regen. Gut, dass wir wenigstens schon die Regenhosen angezogen hatten. Obwohl es kurz darauf wieder schonte, fuhr Mani die nächste Tankstelle an. Ein wenig Benzin hatte zwar Platz im Tank, vor allem aber wollte er nun auch noch die Regenjacke anziehen. Als ich ihn fragend ansah, zeigte er nur in den Himmel in unserer Fahrtrichtung. Dort türmten sich die Wolken in dünkelstem Grau auf und tatsächlich goss es nach der Weiterfahrt schon bald wie aus Kübeln. So verhielt es sich eigentlich auf der gesamten Fahrt: Wolken, Regen, ein bisschen Sonne, Wolken, Regen u.s.w. Das Deutsche Eck bei Koblenz konnten wir durch den Regenschleier kaum erkennen. Glücklicherweise kam aber die Sonne doch nochmals für etwas länger heraus. Gerade rechtzeitig, um uns auf der schönen Strecke dem Rhein entlang zu begleiten. So konnten wir die Statue der Loreley und einige Burgen sehen und natürlich auch immer wieder Last - und Passagierschiffe auf dem Rhein. 

 

Bei Kaub nahmen wir die Fähre und setzten zum anderen Ufer über. Ganz nett war, dass wir mit der Fähre sehr nah an der Burg Pfalzgrafenstein vorbei fuhren, die auf einer Felseninsel mitten im Rhein steht. Wir fuhren dann bis Bingen noch dem linken Rheinufer entlang und deaktivierten dann die Routenoption "Autobahn vermeiden". Ansonsten hätten wir eine gute Stunde mehr Fahrzeit gehabt. Das Navi zeigte jedoch die neu berechnete Route mit über 220 km an, was absolut nicht stimmen konnte. An einem ruhigen Plätzchen programmierten wir nochmals neu und siehe da, jetzt waren es nur noch 90 km. Keine Ahnung, was da vorher falsch gelaufen war. Allerdings hatte ich auch mit der Gegensprechanlage in meinem Helm fast auf der ganzen Strecke Probleme... vielleicht wegen schlechtem Empfang oder irgendwelcher "Störsender". 

 

Selbst auf der Autobahn konnte ich erkennen, dass wir durch eine reizvolle Landschaft fuhren. Anfänglich waren es Weinberge so weit das Auge reichte, danach dann Gemüsefelder... jetzt weiss ich, woher die Pfälzer Rüben kommen. Jedenfalls ist es eine Gegend, die es sicherlich lohnt, einmal gemütlich bei gutem Wetter zu durchfahren. 

 

Nach über vier Stunden Reisezeit erreichten wir unser Hotel in Speyer. Ganz zum Schluss haben wir noch einen Abzweiger verpasst - das Navi ist leider manchmal etwas langsam - und gerieten deshalb für die letzten 300 Meter offenbar in eine Einbahnstrasse... jedenfall standen alle anderen Fahrzeuge in die Gegenrichtung - ooops!

 

Beim Check-In war es denn auch das erste, was wir geregelt haben wollten. Für den Parkplatz im Innenhof, mussten wir einmal die Einbahnstrasse runterfahren, wie die Empfangsdame extra betonte und dann einmal um das Quartier herum und schon erreichten wir das Tor zum Hinterhof, wo wir die Harley geschützt parkieren konnten. 

 

Über das Zimmer staunten wir nicht schlecht: es ist riesig, sicher 35 qm, mit stilvollen Designermöbeln gemischt mit alten Holzmöbeln eingerichtet, hat vier grosse Fenster und ein grosszügiges Bad. Hier konnten wir uns gut für vier Tage ausbreiten. 

 

 

Ein erster Spaziergang in die Fussgängerzone zwischen Altpörtel und dem Dom zu Speyer zeigte schnell, dass wir uns für ein gutes letztes Etappenziel entschieden haben. Viele unterschiedliche Geschäfte wechselten sich in ansprechender Kulisse mit Cafés, Restaurants und Eisdielen ab. Und der Rhein ist auch zu Fuss schnell erreichbar. Hier werden wir uns wohlfühlen. 

 

Nach der doch anstrengenden Fahrt, dem dürftigen Zmorge und nur kurzen Pausen, waren wir beide ziemlich erledigt und auch hungrig. Deshalb entschieden wir uns bereits gegen 17 Uhr, im Wirtshaus am Dom, wo wir erstmals nur etwas trinken wollten, auch zu Abend zu essen. Weil aber ein kühler Wind durch die breite Gasse blies, gingen wir dafür ins Gasthus rein. Hungrig wie wir waren, bestellten wir viel zu viel. Vorab gegrillte Peperoni mit frischem Bauernbrot und Kräuterquark, dann eine mächtige Schweinshaxe mit Bratkartoffeln für Mani und Pfälzer Bratwürste mit Weinsauerkraut und Kartoffelsalat für mich. Alles schmeckte ausgezeichnet. 

 

Mit einem Verdauungsspaziergang zurück zum Hotel und einem Schlummi in der Hotelbar, schlossen wir den Tag müde, aber zufrieden ab.

 

Facts

gefahren km: 220 Km

Reisezeit:  04:05 Std.

gelaufen: 5'157 Schritte

Wetter:  🌧🌦🌧🌡22° 


Ruhetag I Speyer

Donnerstag, 19.8.2021

Heute schlenderten wir zuerst gemütlich durch die Altstadt bis zum Dom zu Speyer. Ein mächtiger, über 1000 Jahre alter, Bau, der durch seine Schlichtheit, aber vor allem durch die Grösse beeindruckt. 

Mit dem Ziel Rheinufer, ging es danach weiter durch den Park wo wir im Parkcafé einkehrten, das eher ein Kiosk mit unfreundlicher Bedienung ist, ohne Sitzgelegenheiten und so grässlichem Kaffee ist, dass ihn Mani nach dem ersten Schluck gleich wegschüttete. Am Rheinufer, wo auch die Passagierschiffe anlegen, gibt es das Restaurant Alter Hammer, mit einem gemütlichen Biergarten unter Kastanienbäumen. Dort verbrachten wir einige Zeit und beobachteten den Schiffsverkehr auf dem Rhein und alles was so um uns herumwuselte. Gegen das Hüngerchen bestellten wir einen leckeren Pfälzer Wurstsalat mit Pommes (steht so auf der Karte!). Beim Abräumen fragte uns der Kellner, der unseren Akzent erkannt hatte, welcher Wurstsalat nun der bessere sei, Pfälzer oder Schweizer. Wir antworteten beide gleichzeitig mit "der Schweizer" und erklärtem ihm dann den Unterschied von Cervelat zu Lyoner. 

 

Zurück sind wir über den Domgarten. Dort, um einen Brunnen, sind diverse Jahrmarktbuden aufgestellt, die allerlei Süsses wie gebrannte Mandeln, Zuckerwatte und mehr anbieten. Natürlich bekommt man auch Würste vom Grill und andere währschafte Leckereien. Ein grosses Kinderkarussell lockt die kleinen Gäste an und für die Grossen gibt es zwei Biergärten auf der Wiese zum Verweilen. Wir sind ja erst grad lange gesessen und gingen deshalb weiter in die Altstadt. Dort entdeckten wir den Biergarten der Hausbrauerei Domhof. Ebenso gemütlich unter Bäumen, aber nicht ganz so kurzweilig, weil er in einem grosszügigen Hinterhof liegt und keine Passanten zum Beobachten vorbeigehen. Trotzdem konnten wir eine amerikanische Familie beobachten, die mit zwei Jungs, die am Händy spielten und soeben das Essen erhalten hatte. Während die Eltern herzhaft zugriffen, spielten die Jungs weiter und rührten ihre Käsespätzle trotz Aufforderung der Mutter nicht an. Es ging sogar soweit, dass beide Elternteile Happen von ihrem Essen Gabelweise den Buben in den Mund schoppten, während diese leidenschaftlich weiter spielten. Und damit noch nicht genug. Der Kleinere hatte plötzlich die Wippe auf dem Spielplatz im Visier und müdete so lange herum, bis die Mutter schliesslich ihr Essen stehen liess und mit ihm zum Spielplatz ging. Nach kurzer Zeit hatte der Bub genug und ging wieder zurück zum Händy. Die beiden Teller mit den Spätzli waren übrigens noch immer unberührt und blieben es auch. Schliesslich machte sich der Vater bereit zum Gehen, schnappte sich die Powerbank des kleineren Jungen und dieser trottete, weiter auf sein Händy starrend, quasi angeleint wie ein Hund, hinter ihm her. Die Mutter ass derweil endlich ihr Menü, ganz alleine. Ist das nicht unglaublich? Einmal mehr staunten wir über die Art und Weise, wie Kinder heute teilweise erzogen werden. Kaum vorstellbar, das diese als Erwachsene einmal irgendwie Einfluss auf die Welt haben werden! 

 

Noch einmal schlenderten wir durch die Gassen und machten ein bisschen Sightseeing, wobei mich vor allem die teilweise prächtigen Türen faszinierten. Zum Nachtessen gingen wir dann später ins Flaming Star, ein originell eingerichtetes Lokal, mit vielen Figuren und Requisiten aus Action- & Sciencefiction-Filmen sowie einem separaten Raum, der dem King of Rock 'n' Roll gewidmet ist. Ein Film mit Elvis war offenbar auch der Namensgeber für das Burger-Lokal. Der Burger war gut, der Coleslaw hervorragend, das Bier OK, der Wein sauer und der Service so la la. 

 

Das rief förmlich nach unserem schon beinahe rituellen Tagesabschluss: Gelati & Espresso bei einem Italiener. Leider war es kaum möglich das Glacé zu geniessen, denn wir wurden regelrecht von Mücken attackiert. Auch die anderen Gäste klatschten und gestikulierten wild um sich. So flüchteten wir in unser klimatisiertes Hotelzimmer. Erst als wir alle Lichter gelöscht hatten, wagten wir es, die Anlage abzuschalten und stattdessen die kühle Nachtluft reinzulassen. Die Taktik ging auf und wir blieben von weiteren Stichen verschont.

 

Facts

gelaufen: 9'485 Schritte

👍 Alter Hammer |👎 Parkcafé

 Wetter:  ⛅🌡22°


Ruhetag II Speyer

Freitag, 20.8.2021

Endlich wieder einmal Sonnenschein und Wärme, endlich einmal Sommer! Wir verbrachten eigentlich fast den ganzen Tag an einem schattigen Plätzchen im Wirtshaus am Dom. Kaum abgesessen, begrüsste uns ein knallgrüner Heugümper, posierte brav auf meinem Gymbag, dem Händy, Manis Hand, seiner Schulter... selbst als er ihn abschüttelte, ist er zweimal wieder gekommen 🦗😊 

 

Wir plauderten, scherzten und ich schrieb zwischendurch immer mal wieder an den Reiseberichten auf dem Händy. Das liess den Akku rasch "schmelzen", so dass ich die Powerbank anschloss. Dummerweise hatte ich aber vergessen diese aufzuladen 🤦‍♀️ Ich hätte gerne weitergeschrieben, Fotos gemacht, gesurft...  mit nur noch 54% wäre das aber nicht mehr lange möglich gewesen. Mani erklärte sich dann bereit, zurück ins Hotel zu gehen, die Powerbank anzuschliessen und dabei auch gleich noch die langen Jeans gegen kurze Hosen zu tauschen. So konnten wir dann später die geladene Powerbank holen und ich mein Händy wieder mit Saft versorgen. Derweil fragte ich beim Service nach, ob sie mir evtl. ein leeres Papier zum Schreiben geben könne. Ich habe dabei an ein A4 Blatt gedacht, zum Beispiel einer Tageskarte, so das ich die Rückseite verwenden kann.  Kurz darauf ist die Kellnerin gekommen und hat mir einen kleinen Zettel aus einem Notizblöckchen, wie sie im Service oft verwendet werden, hingelegt. Na gut dachte ich, da hat jetzt nicht gerade ein Roman drauf platz, aber für den nächsten Abschnitt könnte es reichen, wenn ich ganz klein schreibe. Später werde ich mir dann ein Notizheft besorgen müssen. 

 

Eigentlich hatten wir schon fast damit gerechnet, dass Eny & Marcel uns in Speyer überraschen und insgeheim suchten wir in den Passanten immer wieder nach den bekannten Gesichtern. Ein blonder Schopf oder ein Panamahut liess uns jeweils erwartungsvoll genauer hinschauen, nur um sofort enttäuscht zu werden. Mani hat einige Male so in eine Richtung geschaut, als hätte er sie entdeckt und ich bin ein-, zweimal voll darauf reingefallen. Im Chat war es eben auch verdächtig ruhig, was wir so deuteten, dass sie möglicherweise unterwegs sind. Obwohl es immer unwahrscheinlicher wurde, das sie doch noch auftauchen und die weite Fahrt auf sich nehmen, und obwohl uns bewusst war, dass es sich jetzt für zwei Tage wohl kaum noch lohnen würde, hätte es uns nicht verwundert. Schliesslich wollte ich Gewissheit und schrieb ihnen, dass es ein tolles Städtchen sei und eigentlich nur noch sie fehlen würden. Die folgende Antwort brachte dann Klarheit. Sie hatten tatsächlich darüber nachgedacht, sich dann aber vor allem wegen der Distanz dagegen entschieden. Schade, aber verständlich! Wir hätten unseren Roadtrip gerne mit ihnen gemeinsam abgeschlossen. 

 

Trotzdem genossen wir den faulen Tag in vollen Zügen. Einmal liess ich Mani für einen kurzen Streifzug durch die Läden alleine. In einem Modegeschäft legte ich ein richtiges Speedshopping hin und erwarb in kürzester Zeit vier tolle Teile. Und natürlich noch ein Notizbuch. 

 

Nach fast fünfeinhalb Stunden verliessen wir unsere Basis im Wirtshaus am Dom und schlenderten gemütlich Richtung Hotel. Wir wollten beim Italiener, der uns am Abend zuvor in einer Seitengasse gleich anfangs der Fussgängerzone aufgefallen ist, einen Tisch für das Abendessen reservieren. Als wir dort ankamen sahen wir, dass es gleich zwei Restaurants waren: das kleinere Mamma Mia und das grössere Porta Nova. Weil erst das Mamma Mia geöffnet hatte, entschieden wir uns dafür. Die Reservation wurde entgegengenommen, ohne einen Namen zu notieren... wenn das nur klappt! 

  

Zurück im  Hotel, hängte ich zuerst mein Händy an den Strom, der Akku war inzwischen auf bedenkliche 17% abgesackt, und machte dann eine kleine Modenschau, um Mani meine zwei Oberteile und zwei Kleider zu zeigen. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir für eine kleine Erkundigungstour einmal in die Richtung rechts der Fussgängerzone. Dort gibt es zwei weitere augenfällige Kirchen, deren Türme man schon vom Weitem sieht. Der Spaziergang durch das angrenzende Wohnquartier gewährte uns ein paar Einblicke in die ruhigen und teils idyllischen Hinterhöfe und Gärten der Häuser. Ich könnte mir gut vorstellen hier zu leben: ein Steinwurf von der lebendigen Fussgängerzone entfernt, mit allem was das Herz begehrt und doch in einer ruhigen, grünen Lage. 

 

Als wir schliesslich beim Mamma Mia ankamen, befürchteten wir schon, dass wir uns für das falsche Ristorante entschieden haben, denn im Gegensatz zum Porta Nova, das bereits jetzt gerangelt voll war, waren die Tische im Mamma Mia alle leer. Aber mit der Reservation hat es bestens geklappt und damit wir unsere Tasche und Rucksack nicht auf den Boden stellen mussten, brachte der Capo einen Extrastuhl an den kleinen Zweiertisch. Das fing ja schon mal prima an. Wir bestellten Salat und Penne Arrabiata, einmal normal und einmal extra scharf, dazu ein Bier und ein Glas Moscato. Es war alles einfach perfekt und sehr lecker, die Penne genau in der jeweils richtigen Schärfe.

 

Mani bestellte nach dem Essen einen Espresso, der so gut war, dass er gleich noch einen nachbestellte. Zum Abschluss offerierte uns der Chef noch einen Limoncello. Dass wir nur bar bezahlen konnten und die Rechnung auf einem kleinen Zettel wie früher aufgeschrieben wurde, unterstrich das familiäre Ambiente. Dieses kleine Lokal hat wirklich das Potential zum Lieblingsitaliener. 

 

Für den Absacker gingen wir ins Maximilian, wo Mani den Kellner mit seinen bescheidenem Pfälzer Wortschatz verblüffte. Mit Blick auf den schön beleuchteten Altpörtel liessen wir einen gemütlichen Tag ausklingen.

 

Facts

gelaufen: 7'630 Schritte

👍 Mamma Mia 👎Powerbank

Wetter:  🌤 🌡26° 


Ruhetag III Speyer

Samstag, 21.8.2021

Und ein weiterer Sommertag! Trotzdem liess ich Mani erst einmal ausschlafen und setzte mich in den Hinterhof zum Schreiben. Gegen Acht klapperte ich dann Apotheke, Drogeriemarkt und Supermarkt ab, für die paar Dinge, die ich mir schon vor der Reise für den Einkauf notiert hatte und sich wirklich lohnen hier zu kaufen, wenn man schon mal da ist. Für die spezielle Gesichtscrème zahle ich in der Schweiz beispielsweise gut 30 Franken, in Deutschland bekomme ich sie für 18 Euro!  Danach setzte ich mich wieder in den Hof, schrieb weiter an den Reiseberichten, sortierte Fotos, updatete die Social-Media-Kanäle und ass zwischendurch ein feines Schinkenbrötchen vom Frühstücksbüffet. 

 

Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang an den Rhein. Vorbei am Technikmuseum, wo ein mächtiger Jumbo-Jet seine Nase in den Himmel reckt und Besucher anlockt. Bei uns hat das allerdings nicht geklappt, wir hatten keine Lust darauf. Uns lockte eher das "Rheinstrand Speyer", ein Beachbar. Dort laden Liegestühle, Hängematten & Palmen auf Sandstrand ein, Urlaubsfeeling zu tanken. Wer seine Füsse nicht in den Sand stecken mag, kann sich im hinteren Teil in den Biergarten setzen und gemütlich den vorbeituckernden Lastkänen zuschauen, aber auch die Protzer beobachten, die x-mal mit ihrem Motorboot vorbeirasen. 

 

Entlang dem Rhein gingen wir danach weiter, vorbei am Alten Hammer, der heute gerangelt voll war, bis zur Domwiese. Dort setzten wir uns für Weile zwischen Jahrmarktständen in einen der Biergärten. Gerne hätte ich eine Brezel gehabt und habe deshalb alle Stände abgeklappert. Aber tatsächlich bot keiner die scheinbar doch nicht so bekannte Spezialität der Stadt an, für dessen Verkauf es in der Fussgängerzone sogar spezielle Verkaufshäuschen gibt. 

 

Wieder zurück in der Altstadt kehrten wir ein letztes Mal im Wirtshaus am Dom ein. Zuerst gönnten wir uns gegen das Hüngerchen einen Teller Grillierte Peperoni, die wie beim ersten Mal, ordentlich scharf waren, aber auch sehr lecker. Wir überlegten, ob wir erst zurück ins Hotel gehen und packen sollen, entschieden uns dann aber gleich sitzen zu bleiben und hier unseren letzten Roadtrip-Znacht zu essen. Natürlich musste das nochmals etwas deftig deutsches sein: klassisches Schnitzel mit Kartoffelsalat bzw. Winzerschnitzel mit Bratkartoffeln und Soss. 

 

Gut gesättigt verzichtete ich sogar auf das obligate Gelati auf dem Heimweg. Ein letztes Mal mussten unsere wenigen Sachen, die auf der gesamten Reise ein wenig Zuwachs erhalten hatten, zusammengepackt werden. Wegen der letzten Einkäufe musste ich ganz schön stopfen, aber schlussendlich war alles drin, was wir für die Nacht und den Morgen nicht mehr benötigten. Auch die Regenklamotten haben wir hoffnungsvoll mal eingepackt, schliesslich hat der Wetterbericht ja oft nicht wirklich gestimmt und vielleicht werden wir auf der letzten Etappe nach Hause ja verschont.

 

Facts

gelaufen: 11'260 Schritte

👍 Gemütlichkeit | 👎 Protzer

Wetter: 🌤🌡28°


Etappe 12: Speyer - Rickenbach

Sonntag, 22.8.2021

Am Morgen erwartete uns ein bleierner, bewölkter Himmel und auch wenn es im Moment gerade nicht geregnet hatte, war doch schnell klar, dass es eine Regenetappe geben wird. Wir wollten vor den allseits angesagten heftigen Regenfällen Zuhause sein und hatten  deshalb bereits um Neun Uhr das Frühstück hinter uns, die letzten Sachen eingepackt und die Regenhosen montiert. Während Mani die Harley belud ging ich zum Auschecken, musste mich aber eine ganze Weile gedulden, weil ein älterer Herr vor mir unzählige Fragen hatte und obendrauf auch noch Geschichten erzählen wollte. 

 

Ich habe dann mit Schlüssel geklappert, um auf mich aufmerksam zu machen, was dann tatsächlich gefruchtet hatte. Der Inhaber hat zum Abschied tatsächlich einmal mehr als nur "Guten morgen" gesagt, musste er ja zwangsläufig... Aber immerhin hat er uns die zwei Bier geschenkt, die wir in den vier Tagen aufs Zimmer genommen haben. 

 

Am Anfang unserer letzten Etappe waren wir beinahe alleine unterwegs. Die Strassen waren teils trocken, aber immer auch mal wieder nass. Wirklich geregnet hat es nur für eine kurze Weile. Das hatte ich hinten nicht mal bemerkt, glaubte, dass es nur Spritzwasser sei. Aber gut hatten wir - vor allem Mani - die Regenhosen an, er hat den Niederschlag voll abbekommen. Erst auf der A5 gabs dann mehr Verkehr. Einmal sogar Stau. Als wir den Grund dafür sahen staunten wir nicht schlecht: eine dreirädrige Isetta mit einem Anhänger, der deutlich länger war, als das Zugfahrzeug, hötterlete gemütlich auf der rechten Spur dahin. 

 

Mit zwei kurzen Tankstopps inklusiv Beine vertreten und einer längeren Pause, bei der ich die wohl beste heisse Schoggi auf der Reise getrunken habe, kamen wir gut voran und erreichten nach dem Mittag die Grenze. Während sich Deutshland mit einem schwachen Sonnenstrahl verabschiedete, mussten wir bereits kurz nach der Grenze anhalten, um auch noch die Regenjacke anzuziehen. Der starke Regen begleitete uns bis nach Winterthur. Bei Ankunft in Sulz-Rickenbach, wo wir ein letztes Mal tankten, fiel nur noch leichter Regen. 

 

Wieder Zuhause fuhren wir direkt in die Tiefgarage, entluden die triefend nasse Harley und entledigten uns der nassen Kleidung noch vor der Haustüre, so dass wir auf leisen Sohlen die Wohnung betreten konnten, um unsere Schätzlichätzli nicht zu erschrecken. Leider hat das bei bei Sunny nicht funktioniert, sie ist erstmals nach draussen geflüchtet. Shadow hingegen hat uns maunzend begrüsst. Jessy ist dann erst aus ihrer Höhle aufgetaucht, als wir draussen auf der Terrasse sassen. Und da ist dann auch Sunny mit hochgestrecktem Schwanz zur Begrüssung gekommen. Ich war einfach nur glücklich unsere drei Chätzlis wieder um mich zu haben. 

 

Und glücklich, darüber wieder Zuhause zu sein. Zwar nass und müde, aber gesund, mit sehr vielen Eindrücken und Erlebnissen, einigen schlechten, aber viel mehr guten. Nicht zuletzt dank der umsichtigen und vorausschauenden Fahrweise von Mani, haben wir alle Etappen ohne Zwischenfälle gemeistert. 

 

Es war unsere erste Auslandsreise unter Corona-Bedingungen, mit Massnahmen, die von Bundesland zu Bundesland wechselten und von Ort zu Ort anders gehandhabt wurden. FFP2- oder OP-Maske, Anmeldeschein ausfüllen oder nicht, Impfnachweis vorlegen ja oder nein, Registrierung ja, nein, mit App oder Zettel... wir waren auf alles vorbereitet und sind mehr oder weniger gut damit zurechtgekommen. Auffällig war allerdings, wie viele Geschäfte und Beizen dem Virus zum Opfer gefallen sind und wie viele nach wie vor darunter leiden. Geschlossene Restaurants - temporär oder dauerhaft, leerstehende Läden an besten Lagen. Kaum ein Betrieb, der nicht mit Zetteln bis hin zu aufwändigen Plakaten, nach Mitarbeitenden sucht. Auch spürbar war Corona in den Hotels, wo die meisten darauf verzichten, die Zimmer bei Kurzaufenthalten nur auf ausdrücklichen Wunsch zwischen zu reinigen oder mit fix zugeteilten Frühstückszeiten, zu grosse Ansammlungen von Menschen versuchen zu vermeiden. Nebst Einbahn und limitierter Anzahl Gäste am Büffet, wurden in einem der von uns besuchten Hotels, sogar Handschuhe verteilt, die am Büffet getragen werden mussten. Und dann in den Restaurants, wo man auf die Frage, ob es noch Platz für zwei Personen gäbe, meistens die Gegenfrage hörte, ob man reserviert habe und dann bei einem Nein zu einem Tisch geführt wurde!?! Oder einmal in Kiel, wo die Empfangsdame von oben herab meinte "Nur mit Reservation und Impfnachweis". Wie wir dann für den Abend reservieren wollten sagte sie, dass schon alles belegt sei. Eine eher fragwürdige Macht, die da teilweise ausgeübt wurde. Daneben waren auch einige wenige Sehenswürdigkeiten geschlossen, wie zuletzt in Speyer der Altpörtel, von dem aus man eine schöne Aussicht gehabt hätte. Corona war allgegenwärtig, aber nicht alles bestimmend. So konnten wir trotz Einschränkungen, wie wir sie auch von Zuhause kennen, einen unbeschwerten Urlaub verbringen. 

 

Nicht zuletzt auch dank der guten Betreuung, die wir für unsere drei Schätzlichätzli organisieren konnten, liess uns ohne Sorge reisen. Es war das erste Mal, dass unser Sonnenschein nicht für mehrere Tage Ausreiss nahm, weil dieses Mal die meiste Zeit jemand da war. Dafür sind wir Eny & Märcu, Andrea und Ruth sehr dankbar. 

 

Es war eine tolle Reise mit vielen Höhen und einigen Tiefen. Die Erinnerung an all das Erlebte und die besuchten Orte, an Begegnungen und Beobachtungen, wird uns noch lange Zeit im Alltag begleiten.

 

Facts

gefahren km: 305 Km

Reisezeit:  04:00 Std.

Wetter: ☁️ 🌧🌡19° 

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